Kein Platz für Antisemitismus auf der documenta?

Die Behauptung:

„Antisemitische Ressentiments und Antisemitismus dürfen auf der documenta nicht zum Ausdruck kommen. Das haben auch die documenta und das Kuratorenkollektiv ruangrupa selbst immer wieder betont.“ (Angela Dorn, Kunst- und Kulturministerin Hessen vor dem Hessischen Landtag)1

Die Realität:
A Letter Against Apartheid (2021)

In diesem Brief steht u.a. sinngemäß: Israel ist eine Kolonialmacht und ein Apartheidsystem. Wir fordern von den Regierungen, Sanktionen gegen Israel zu implementieren, Handelsbeziehungen und kulturelle Beziehungen zu Israel einzustellen.

Die Unterzeichner:
Ade Darmawan (ruangrupa), Farid Rakun (ruangrupa), Iswanto Hartono (ruangrupa), Reza Afisina (ruangrupa), Mirwan Andan (ruangrupa), Amar Kanwar (documenta-Beirat), Andrea Linnenkohl („General Coordinator der documenta 15“; Artistic Team), Ayşe Güleç (Artistic Team), Gertrud Flentge (Artistic Team), Lara Khaldi (Artistic Team), Lydia Antoniou (Kuratorische Assistenz), Noor Abed (Kuratorische Assistenz), Kasia Nancy Naser al Deen (Assistenz Koordination öffentliche Programme), Wlaszczyk (Koordination öffentliche Programme), Jumana Emil Abboud (Lumbung), Yazan Khalili (Lumbung), Fehras Publishing Practices: Kenan Darwich, Sami Rustom, Omar Nicolas (Lumbung), Kiri Dalena (Lumbung), Agus Nur Amal Pmtoh (Lumbung)

(Die ruangrupa besteht aus zehn, das Artistic Team aus fünf Personen)

Wir können nur Ändern was wir konfrontieren (2021)

In diesem Brief steht sinngemäß: Boykotte [gemeint ist der Boykott gegen Israel = „Kauft nicht beim Israeli“] gelten als legitime Ausübung der Meinungsfreiheit. Es gibt ein Recht darauf, gewaltfreien Druck auf Regierungen [gemeint ist nur Israel] auszuüben, die Menschenrechte verletzen [gemeint sind u.a. der Bau von Wohnungen für Juden auf der Westbank und die Ausübung des Selbstverteidigungsrecht Israels gegen terroristische Angriffe]. Die Vermengung von „Kritik an Israel mit antijüdischem Rassismus“ verhindere, dass Israel „zur Rechenschaft gezogen wird“. Das schadet dem Kampf gegen Antisemitismus. „Der Kampf gegen Antisemitismus kann nicht nach Belieben von parallelen Kämpfen gegen Islamophobie, Rassismus und Faschismus entkoppelt werden. Nachdrücklich lehnen wir die Monopolisierung von Unterdrückungserzählungen [d.i. Holocaust / Shoah] durch Staaten wie Deutschland ab …“

Die Unterzeichner

Charles Esche (Documentabeirat), Ayşe Güleç (Artistic Team), Andrea Linnenkohl (Artistic Team), Lara Khaldi (Artistic Team), Yazan Khalili (QoF / Lumbung), Marwa Arsanios (Lumbung), Jimmie Durham † (Lumbung)

Andere Antisemitische Pamphlete

Free Palestine / Strike MoMA: A Call to Action: Yazan Khalili (QoF / Lumbung), Lara Khaldi (Artistic Team)

Artists Against Apartheid – Sydney: Safdar Ahmed (Lumbung)

Campaign to boycott the oral History Conference at the Hebrew University of Jerusalem: Yasmine Eid-Sabbagh (Lumbung)

Open letter to the Fundacao Bienal Sao Paulo: Farid Rakun (ruangrupa), Charles Esche (Documentabeirat)

InCACBI Condemns the Growing Partnership between the State of Gujarat and the State of Israel: Amar Kanwar (documenta-Beirat)

Die Ansage:
„Wer aktuell der ganzen documenta ein Antisemitismus-Label anhängen möchte und Künstlerinnen und Künstler ausladen will, ohne dass es Belege gibt, dass sie sich in ihrer Kunst antisemitisch ausdrücken, der redet der Zensur das Wort.“ (Angela Dorn, Kunst- und Kulturministerin Hessen)

Ein Künstler

Yazan Khalili, Sprecher des Kollektivs The Question of Funding (Lumbung), Direktor des Khalil Sakakini Cultural Center bis 2019

Yazan Khalili: „[Israelis] are not Middle Easterners […] the white Christian Europeans [es war tatsächlich die von den Nazis geführte deutsche Volksgemeinschaft] annihilating the European Jews […] they work with the Zionists to export the survivors to the Middle East, so they become someone else’s problem […] the Arab Jews, who were disassociated from their Arab origins to become part of the European project of colonization, so they’re now despised by all other Arabs […] for a Palestinian all Israelis are white, regardless where they come from, simply because the Zionist project is a white colonial European project“.2

„The creation of the Israeli state didn’t only result in the Palestinian catastrophe:  it also allowed for the continuation of the Jewish catastrophe, by fixing „the Jew“ as a national identity. […]  after the creation of the Jewish state, the destruction of Jewish existence in Arab and North African communities. […] For the boycott movement to have a radical demand, a structural one, it must call for boycotting the Israeli state until it dismantles itself as a Jewish state, meaning that the Israeli is no longer „the Jew“.3

Khalil Sakakini Cultural Center

Mitunterzeichner von: Comprehensive Academic Boycott of Apartheid Israel / Calls for Boycott, Divestment and Sanctions against Israel By Palestinian Civil Society / BDS-Aufruf (2005); Aufruf des Palestinian Human Rights Organizations Council (PHROC) zum Boykott Israels 2020

Der Namensgeber:

Khalil al-Sakakini: „Hitler hat der Welt die Augen geöffnet. Bevor er an die Macht gekommen sei, hätten die Menschen die Juden und ihren grenzenlosen Einfluss gefürchtet. Die Deutschen haben als erste den Juden die Stirn geboten und keine Angst vor ihnen gehabt. Hitler hat die Juden in ihre Schranken gewiesen.“ (Tom Segev, Es war einmal ein Palästina, S. 450)

________________________________________________________________

1 Pressemitteilung, Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst, 02.06.2022: Antisemitismus darf und wird keinen Platz auf der documenta fifteen haben.

2 Does That Makes You Feel Bitter? Relieved? Blasé?, Interview with Yazan Khalili, Mai 2014, fkawdw.nl.

3 The Utopian conflict, Web-Site Yazan Khalili (2014). Im gleichnamigen Aufsatz in der Broschüre „Assuming Boycott: Resistance, Agency and Cultural Production“ aus dem Jahr 2017, wird diese Passage gleichlautend wiederholt.

Werbung

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s