documenta 15 auf der Liste der 10 schlimmsten antisemitischen Vorfälle des Jahres 2022

Wie jedes Jahr, so präsentierte am 29.12.2022 das Simon Wiesenthal Center die Liste der zehn schlimmsten antisemitischen Vorfälle des Jahres 2022. Die documenta 15 wird neben anderen Organisationen und Personen auf Platz 8 der Top-Ten-Liste geführt: Der Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen; Mahmud Abbas und die Palästinensische Autonomiebehörde; Gewalttätige Angriffe auf Juden in New York, Chicago, London und Deutschland; das Black Hebrew Israelite Movement.1

Im Folgenden übersetzen wir den Teil des aktuellen Textes des Simon Wiesental Centers, der die documenta 15 als Nummer 8 der Liste nennt:

Die Top-Ten-Liste des Simon Wiesental Center bekräftigt die Beobachtung, dass sich die Geißel des Antisemitismus in den sozialen Medien rasant ausbreitet. In Deutschland wird dabei der Schwellenwert des Salonfähigen in Bezug auf Judenhass immer weiter nach oben korrigiert. Dieser Hass wird dabei selbst aus Kreisen der deutschen Regierung und der Szene der Kulturschaffenden angeheizt. So wurde auf der renommierten Documenta in künstlerischen Motiven ausgedrückter Antisemitismus von Gruppen und Künstlern präsentiert, die die BDS-Bewegung unterstützen.

Den Besuchern der Documenta wurden bösartige Karikaturen von Juden präsentiert. So wurde ein israelischer Geheimagent mit Schweinekopf gezeigt, der ein rotes Halsband trägt, auf dem ein Davidstern zu sehen ist. Auf dem gleichen Banner ist ein Jude mit Peyot (Seitenlocken) zu sehen, der einen mit SS-Symbolen versehenen Hut trägt. Die Vorgänge um die Präsentation des Banners erwiesen sich als Höhepunkt einer seit Monaten andauernden Diskussion über Antisemitismus auf der Kunstausstellung. Das skandalöse Banner wurde entfernt und die Verantwortlichen der Kunstausstellung wurden von zahlreichen Kritikern und Initiativen gegen Antisemitismus verurteilt, insbesondere dafür, dass es überhaupt so weit kam, ein antisemitisches Banner auf einer Weltkulturausstellung zu präsentieren. Und als wäre das alles nicht genug, wurde in einer Broschüre ein israelischer Soldat mit dem Gesicht eines Affen gezeigt, der einen Davidstern trägt. Die Ministerin Claudia Roth erklärte damals: „Das ist aus meiner Sicht eine antisemitische Bildsprache.“

Die Bundesinnenministerin Nancy Faeser erklärte kürzlich, der Antisemitismus sei das Problem der gesamten Gesellschaft. Dass dies so ist, dafür kann sich die Ministerin und die von ihr repräsentierte Gesellschaft bei den Machenschaften der kulturellen Elite bedanken, die mit den sattsam bekannten Parolen Israel = Apartheid und Israel = Nazis hausieren gehen. Das Versagen der deutschen Behörden zeigt sich darin, dass nicht über die Erfassung von Zahlen zu Hassverbrechen hinausgegangen und dem Antisemitismus nur unzureichend entgegengetreten wird. Sie sind mitverantwortlich für die zunehmend düstere Zukunft auch des deutschen Judentums. (Siehe auch #3, #5).

Die documenta hat bewiesen, dass es Deutsche gibt, die glauben, sie könnten Juden ungestraft verspotten, verunglimpfen, bedrohen und angreifen. Es liegt am Rest der Deutschen, ihnen das Gegenteil zu beweisen.

Die Antisemiten und der Rest

Zu diesem Rest kann man einen Kasseler Buchhändler wohl nicht zählen. Während also die documenta 15 als Beispiel besonders schlimmer antisemitischer Vorfälle genannt wird, präsentiert die nordhessische Lokalzeitung HNA den Buchhändler Lothar Röse als eine Person, für die die documenta 15 einem 100-tägigen Rausch glich.2 Der Buchhändler gehört zu den Deutschen, die in der vorsichtigen Kritik des Bundespräsidenten an der documenta einen Skandal sahen und nicht im präsentierten antisemitischen Banner der Gruppe Taring Padi. Nicht die Macher der Ausstellung hätten sich dafür zu entschuldigen, dass die Gruppe Taring Padi öffentlichkeitswirksam Juden antisemitisch angreifen und beleidigen konnte, sondern der Bundespräsident bei den Machern der Ausstellung. Gegen diese, der Buchhändler nennt hier die, die neben Oberbürgermeister Christian Geselle wichtigste Verantwortliche, Generaldirektorin Dr. Sabine Schormann, sei eine „Hexenjagd“ betrieben worden.

1 Simon Wiesenthal Center, Top Ten List of Worst Anti-Semitic Incidents of 2022.

2 documenta-Buchhändler: Kritik an Sabine Schormann war eine Hexenjagd, HNA, 29.12.2022.

Werbung

Zur Kritik des politischen Kunsthandwerks

Auf unserer Tagung „Antisemitismus im Nah-Ost-Konflikt und in der Kunst der postbürgerlichen Gesellschaft“ am 16. Juli 2022 beschäftigte sich das Podium II unter dem Titel „Antisemitismus und das Kunstwerk in der postbürgerlichen Gesellschaft“ mit der Entwicklung der Szene der „Kulturschaffenden“ im Kulturbetrieb der Gesellschaft des „antirassistischen“ Deutschland. Es ging darum herauszustellen wie sich im kulturpolitischen Ansatz der documenta die pseudokritische Weltsicht postkolonialer und postmoderner Ansätze als Verfall jeder Kritik darstellt, dessen notwendiges Produkt der Hass auf Israel und die Zivilisation ist.

Lukas Savari leitete das Podium II mit dem Vortrag „Heiligung und Exorzismus. Wie in Kassel Judenkarikaturen zu einem Denkmal für den Dialog werden konnten“ ein, der auf dem Podcast des freie-radios.net angehört werden kann.1 Eine ausgearbeitete Fassung des Vortrags ist in der aktuellen Bahamas 90 „Der globale Süden liegt in Kassel“ nachzulesen.

Justus Wertmüller hielt auf dem Podium II den Vortrag „Triumph über die musealen Kulturgüter„, der ebenfalls in der aktuellen Bahamas 90 veröffentlicht wurde und online in Gänze auf der Homepage der Zeitschrift Bahamas nachzulesen ist.

Der zweite Vortrag des Podiums von Jan Gerber stellte heraus, dass die Documenta 15 nicht zufällig zum Festival des Antisemitismus geriet. Der Vortrag wurde in überarbeiteter Fassung in der FAZ unter dem Titel „Der Antisemitismus der postkolonialen Theorie“ am 24.09.2022 veröffentlicht.

„Keiner war dabei, und niemand hat’s gesehen. Das ist das Motto des Antisemitismusskandals der Documenta 15. Das Kasseler Bündnis gegen Antisemitismus hatte zwar schon im Januar darauf hingewiesen, dass Mitglieder der Kuratorengruppe und der künstlerischen Leitung der Israel-Boykottbewegung BDS nahestehen, die vom Bundestag als antisemitisch eingeschätzt wird. Auch die schon früh geäußerten Bedenken des Zentralrats der Juden in Deutschland wurden von den politisch Verantwortlichen in Kassel, Wiesbaden und Berlin nicht ernst genommen. Seine Stimme wird in der öffentlichen Debatte immer weniger beachtet. Auch das ist spätestens seit der Mbembe-Debatte 2019 eine Tendenz.

Doch nicht erst die Nähe zur BDS-Bewegung, sondern schon die überdeterminierte Berufung auf den Postkolonialismus hätte stutzig machen können. Das heißt nicht, dass die postkoloniale Theorie per se antisemitisch ist. Ihr kommen große Verdienste zu. Die Postcolonial Studies haben die kritische Auseinandersetzung mit der Geschichte, den Verbrechen und dem Nachleben des Kolonialismus befördert. Zugleich haben sie dazu beigetragen, dass Literatur aus Asien, Afrika und Lateinamerika im Westen stärker beachtet wird.

Dennoch fällt auf, dass es viele namhafte postkoloniale Theoretiker gibt, die BDS-Positionen vertreten. Gayatri Chakravorty Spivak und Gauri Viswanathan gehören ohnehin zu den regelmäßigen Unterstützern der Kampagne; Homi K. Bhabha boykottierte erst im letzten Jahr eine Konferenz in Israel, zu der er eingeladen worden war. Weitere prominente Beispiele ließen sich finden.

Diese Affinitäten haben auch strukturelle Gründe. Auch wenn der Postkolonialismus weder eine in sich geschlossene noch eine antisemitische Theorie ist, hat er offene Flanken zum traditionellen und israelbezogenen Antisemitismus. […]

Die Vorträge des Podium I: BDS – zu den Hinter- und Abgründen einer antisemitischen Bewegung. Wo BDS drauf steht ist Antisemitismus drin; Antizionismus, Antisemitismus und der Schatten des Nationalsozialismus auf der documenta 15.

_______________________________________________________________________

1 Unser Dank gilt beim Freien Radio Kassel, das die Vorträge der Veranstaltung aufnahm und ganz besonders Michael S. vom Radio T (Chemnitz), der sich die außerordentliche Mühe machte, die Aufnahmen zu bearbeiten.

Ein Kasseler Credo: Antisemitismus? Politik darf nie inhaltlich eingreifen!

Es war nicht alles schlecht. (Ein deutscher Journalist)

Der besondere Zauber einer jeden documenta, der auch diesen Sommer wieder für ein besonderes Flair und eine internationale Atmosphäre in unserer Stadt gesorgt hat, wurde diesmal leider getrübt. (Ein deutscher Bürgermeister)

Das klassische Phänomen des Antisemitismus nimmt aktuelle Gestalt an. Der alte besteht weiter, das nenn ich mir Koexistenz. Was war, das blieb und wird bleiben: der krummnasige, krummbeinige Jude, der vor irgendwas – was sag ich? – der vor allem davonläuft. So ist er auch zu sehen auf den Affichen und in den Pamphleten der arabischen Propaganda, an der angeblich braune Herren deutscher Muttersprache von einst, wohlkaschiert hinter arabischen Namen, mitkassieren sollen. Die neuen Vorstellungen aber traten auf die Szene gleich nach dem Sechs-Tage-Krieg und setzen langsamerhand sich durch: der israelische Unterdrücker, die mit dem ehernen Tritt römischer Legionen friedliches palästinensisches Land zerstampft. Anti-Israelismus, Anti-Zionismus in reinstem Vernehmen mit dem Antisemitismus von dazumal. Der ehern tretende Unterdrücker-Legionär und der krummbeinige Davonläufer stören einander nicht. Wie sich endlich die Bilder gleichen! (Jean Améry, Der ehrbare Antisemitismus, 1969)

documenta 15: 100 Tage Antizionismus – 100 Tage Israelhass – 100 Tage Antisemitismus

Jean Améry formulierte diese Sätze im Jahre 1969 angesichts der zu beobachtenden Wende unter den Linken in ihrer Haltung zu Israel, die von Bewunderern Israels zu Israelhassern wurden. Was er beschrieb ist seit diesen Jahren in immer wieder kehrenden Wellen zu beobachten: Der ehrbare Antisemitismus, der nicht von Nazis und Faschisten artikuliert wird, sondern von Akademikern, Schriftstellern, Politikern, Publizisten und Aktivisten der Linken, indem sie sich mit den Kampf der palästinensischen Nationalbewegung gegen Israel solidarisierten und indem sie Israel das vorwarfen, was sie kurz zuvor noch ihren Vätern vorwarfen, nämlich einen Vernichtungskrieg zu führen. Liest man die eingangs zitierten Sätze Amérys, fällt sofort ins Auge: in einigen Bildern und Exponaten der documenta 15 konnte man genau das illustriert sehen, was er 1969 beschrieb.

100 Tage der documenta 15 sind vorbei. Es waren 100 Tage, an denen Agitation gegen Israel möglich war, während denen Kritikern des Antizionismus und Antisemitismus Rassismus unterstellt wurde, an denen antiisraelische Agitation unter den Schutz der Kunstfreiheit gestellt wurde. Es waren 100 Tage, während denen jüdischen Verbänden unzulässige Einflussnahme vorgeworfen wurde. Es waren 100 Tage, während denen Kritikern an der dezidiert politischen Ausrichtung der documenta 15 die Forderung nach Zensur und das Handeln als Kolonialherren unterstellt wurde. Es waren 100 Tage, während denen man erfolglos der Chimäre vom Diskurs nachjagte. Es waren 100 Tage, während denen man sich von den unbelehrbaren Antisemiten, die beanspruchten, die Sichtweise des Südens zu vertreten, an der Nase herumführen ließ.

In der Presseerklärung der Stadt Kassel zur Verabschiedung der documenta 151 wird der Oberbürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzende der documenta-gGmbH Christian Geselle zitiert: „Einzelne Kunstwerke verletzten durch mangelnde Einordnung Gefühle, […]“ Die Kunstwerke, die er vielleicht meinte, waren das Banner der Taring Padi und die Filme, die das Kollektiv Subversive Film zeigte, vielleicht auch der Guernica-Gaza-Zyklus des Antisemiten Mohammed al Hawajri, die PFLP-Anleihen des Hamja Ahsan, die am Porticus des Fridericianums angebracht waren, die israelfeindlichen und antisemitischen Karikaturen, die das Kollektiv Archives des luttes des femmes en Algérie ausstellte. Nicht die fehlende Einordnung, der in den genannten Werken z.T. offen ausgedrückte, z.T. in Form antizionistischer Propaganda daherkommende Antisemitismus verletzte mit Sicherheit Gefühle, insbesondere die der betroffenen Juden.

Kontextualisierung und Antisemitismus

Aber Antisemitismus ist nicht nur zu kritisieren, weil er Gefühle verletzt. Dazu im Folgenden eine kurze Einordnung (Kontextualisierung): Antisemitismus ist keine Meinungsäußerung, keine Bildsprache, kein Kunstwerk, das provoziert oder Gefühle verletzt. Antisemitismus ist die wahnhafte Weltanschauung des Antisemiten. Jean Paul Sartre formulierte mit dem Satz – „Der Antisemit will den Tod des Juden“ – das, worauf der Antisemitismus hinausläuft. Der Jude gilt in der Wahnidee des völkischen Deutschen als die Verkörperung des Gegenprinzips zum deutschen Volk. Spätestens seit 1948 gilt der nationalbewusste Jude als derjenige, der die islamische und arabische Idee von der Umma infrage stellte, in der es für ihn – wenn überhaupt – nur den Platz als Dhimmi gab und gibt. Die deutschen Volksgemeinschaft schickte sich daher an, den Juden zu vernichten, den panarabischen Nationalisten und arabischen Muslimen im Nahen Osten ging und geht es um die Vertreibung der meisten Juden aus dem Nahen Osten – was sie seit 1948 konsequent umsetzten – und um die Vernichtung des jüdischen Staates. Letzteres umzusetzen verhinderte alleine die Israelische Armee.

Die deutschen Volksgemeinschaft war es, die in den Jahren 1933 – 1945 das umsetzte, was Sartre als das wesentliche Motiv des Antisemiten beschrieb. Auschwitz war, ist und bleibt die Essenz des Antisemitismus.

Heute ist es die PLO, die nach wie vor Israel nicht anerkennt, wenn sie in ihrer Charta2 schreibt, dass die Schaffung Israels völlig illegal sei und wenn sie den Juden abspricht, eine Nation zu sein. Das sind Formulierungen, die auf die Vernichtung Israels, die Zerschlagung der jüdischen Nation zielen und die auf die Vertreibung der in Israel lebenden Juden hinausläuft. Es sind Formulierungen, die im Zuge der Osloer Friedensverträge hätten längst gestrichen sein müssen, die aber bis heute aufrecht erhalten werden und damit Gültigkeit besitzen.

Heute ist es die Hamas, die in ihrer Charta3 diese islamische Hadithe zitiert: „Die Stunde wird kommen, da die Muslime gegen Juden solange kämpfen und sie töten, bis sich die Juden hinter Steinen und Bäumen verstecken“. Es ist die Hamas, die in ihrer Charta formuliert: „Palästina darf weder als Ganzes noch in Teilen aufgegeben werden“ und die sich auf die Protokolle der Weisen von Zion beruft. Auch das sind Formulierungen, die auf die Vernichtung Israels und die Zerschlagung der jüdischen Nation zielen, die auf die Vertreibung der in Israel lebenden Juden hinausläuft.

Die PLO herrscht in den palästinensischen Autonomiegebieten der Westbank, die Hamas im Gaza-Streifen. In diesen Gebieten leben, von den schwer bewachten Siedlungen in der Westbank abgesehen, keine Juden mehr. Sie sind „judenfrei“, so wie die meisten arabischen Staaten es seit 1948 auch sind. Beide Gruppen repräsentieren die palästinensische Nationalbewegung, mit der sich eine große Anzahl von Künstlern der documenta 15 solidarisch erklärten. In der von vielen Künstlern und „Kulturschaffenden“ präferierten Ideologie des Postkolonialismus4, wird die palästinensische Nationalbewegung als zu unterstützende antikoloniale Befreiungsorganisation gesehen, Israel als die Kolonialmacht. Dem Kolonialismus werden vergleichbare Methoden zur Unterdrückung oder gar Ausrottung der Kolonisierten unterstellt, wie sie das nationalsozialistische Deutschland zur Umsetzung der Judenvernichtung anwandte.

PLO und Hamas repräsentieren die palästinensische Nationalbewegung, mit deren Agenda sich auch die Mehrheit der Findungskommission resp. des documenta-Beirats, des Artistic-Teams und Ruangrupa solidarisch erklärten. Das war seit Januar durch unsere Recherche bekannt und wurde zuletzt in der Erklärung der „lumbung community“, also den Künstlern und Kollektiven der documenta 15, „We are angry, we are sad, we are tired, we are united: Letter from lumbung community“ noch einmal ausdrücklich betont.

Vom Kasseler Credo nicht einzugreifen

Von einer Ausstellung, auf der es möglich war, dass antisemitische Karikaturen von und über Juden gezeigt wurden, kann kein Zauber ausgehen, wie es Geselle formuliert hat. Es war eine Ausstellung, die völlig zurecht und zum Glück in einigen überregionalen Zeitungen scharf kritisiert wurde. Wenn Geselle bedauert, „dass viele Bilder und Schlagzeilen, die über die documenta und Kassel gezeichnet wurden, negativ haften blieben“ bestraft er den Boten der schlechten Nachricht und unterschlägt oder verharmlost das der Botschaft zugrundeliegende Problem, nämlich den Antizionismus, den Israelhass und den Antisemitismus, der auf der documenta 15 möglich war. Sein Statement zeugt auch davon, dass er vom Wesen des Antisemitismus nichts begriffen hat. Und weil das so ist, haben er als Aufsichtsratsvorsitzender der documenta-gGmbH, wie auch zunächst die Generaldirektorin Dr. Sabine Schorman und ihr Nachfolger Alexander Fahrenholtz und die anderen politisch Verantwortlichen, die hessische Ministerin Angela Dorn und auch die Staatsministerin Claudia Roth, auch nichts von der Notwendigkeit begriffen, dem Antisemitismus entgegenzutreten. Alle folgten dem von Geselle auf der Abschiedsveranstaltung nochmals verkündeten Motto: „Politik darf nie inhaltlich eingreifen.“ Was für ein Unsinn. Mit diesem Kasseler Credo haben sie den Propagandisten des palästinensischen Volkstumskampfes das Feld überlassen.

Geselle fordert nun, es „müsse dringend eine neue Basis geschaffen werden. Ziel muss sein, eine kulturpolitische Debatte einzuleiten und Gespräche wiederaufzunehmen. Es gilt, auf Augenhöhe zu diskutieren.“ Dabei sei „wieder Maß und Mitte zu finden.“

Mit Antisemiten und Israelhassern diskutiert man nicht, schon gar nicht auf Augenhöhe. Es ist die Aufgabe jeder Politik, einzugreifen, wenn sich Antisemitismus artikuliert. „Nie wieder Auschwitz!“ heißt nicht „Maß und Mitte“ zu finden, sondern klar zu äußern: Antisemiten und Antizionisten ist kompromisslos entgegenzutreten und das heißt auch unmissverständlich Solidarität mit Israel zu üben.

___________________________________________________________________________________________

1 15. Ausgabe der Weltkunstausstellung endet – Kassel freut sich auf die documenta 16 im Jahr 2027, Presseerklärung der Stadt Kassel, 25.09.2022.

2 Wikipedia: Palästinensische Nationalcharta.

3 Wikipedia: Hamas-Charta.

4 Vgl. dazu: Steffen Klävers, Postkoloniale Normalisierung: Anmerkungen zur Debatte um eine koloniale Qualität von Nationalsozialismus und Holocaust, Rote Ruhr Uni 2022.

BDS – zu den Hinter- und Abgründen einer antisemitischen Bewegung

Wo BDS drauf steht ist Antisemitismus drin

Das Bündnis gegen Antisemitismus Kassel hatte im Januar nicht nur aufgedeckt, dass mit „The Question of Funding“ eine Gruppe kuratiert wurde, die aus antiisraelischen Aktivisten besteht, die aus dem Umfeld des Khalil Sakakini Cultural Center kommen, sondern dass die Führung der documenta 15 (documenta-Beirat und das Artistic Team) und auch die kuratierende Gruppe ruangrupa von Befürwortern des Boykotts gegen Israel durchsetzt sind, bzw. von diesen dominiert werden.1 Die am 16. Juli 2022 abgesetzte Generaldirektorin Sabine Schorman führte über die BDS-Bewegung folgendes aus: „Aber BDS ist eine breite und vielschichtige Bewegung, in der leider Antisemitismus nicht ausgeschlossen ist, die aber auch weltweit von einer Vielzahl von Kulturschaffenden unterstützt wird – die dies als Zeichen friedlichen Protests in Ausübung von Kunst und Meinungsfreiheit verstehen.“2

Auf unserer Tagung „Antisemitismus im Nah-Ost-Konflikt und in der Kunst der postbürgerlichen Gesellschaft“ am 16. Juli 2022 in Kassel hatten wir Alex Feuerherdt eingeladen, über das Thema BDS zu referieren.

Wir veröffentlichen hier den Mitschnitt3 seines Vortrages: „BDS – zu den Hinter- und Abgründen einer antisemitischen Bewegung„.

____________________________________________________________________

1 Im Beitrag „Kein Platz für Antisemitismus auf der documenta?“ findet sich ein Überblick zu den antiisralischen Aktivisten in den Führungsstrukturen der documenta 15.

2 HNA, 12. April 2022.

3 Auch hier bedanken wir uns beim Freien Radio Kassel und ganz besonders beim Radio T (Chemnitz), dessen Mitarbeiter M.S. die Aufnahme bearbeitete.

Antizionismus, Antisemitismus und der Schatten des Nationalsozialismus auf der documenta 15

Am 7. Januar 2022 deckten wir vom Bündnis gegen Antisemitismus Kassel auf, dass für die documenta 15 mit dem Künstlerkollektiv „The Question of Funding“ eine palästinensische Gruppe von Künstlern kuratiert wurden, die eng mit dem Khalil Sakakini Cultural Center (KSCC) aus Ramallah verbunden sind. Der Namensgeber des KSCC, Khalil al-Sakakini war überzeugter Antizionist, äußerte sich verschiedentlich antisemitisch und lobend über Hitler.1

Auf unserer Tagung „Antisemitismus im Nah-Ost-Konflikt und in der Kunst der postbürgerlichen Gesellschaft“ am 16. Juli 2022 in Kassel hatten wir Ralf Balke geladen, über das Thema Antisemitismus und den Einfluss der NS-Ideologie in der palästinensischen Nationalbewegung zu referieren.

Wir veröffentlichen hier den Mitschnitt2 der Einführung zur Tagung und den Vortrag Ralf Balkes.

Jonas Dörge: Einleitung. Unser Auftrag ist es, Kassel in Schutt und Asche zu legen

Ralf Balke: Die Entstehung von Feindbildern: Antisemitismus in der palästinensischen Nationalbewegung

_________________________________________________________________________________________

1 vgl. hierzu im wesentlichen: Tom Segev, Es war einmal ein Palästina. Juden und Araber vor der Staatsgründung Israels, München 2005.

2 Wir bedanken uns an dieser Stelle beim Freien Radio Kassel und ganz besonders beim Radio T (Chemnitz), dessen Mitarbeiter M.S. die Aufnahme bearbeitete.

Hier kommt Alex – Oder das Problem heißt documenta

Der Vorhang für die Antisemita bleibt offen

Wenn eine Initiative von Personen geleitet wird, die eine bestimmte Agenda verfolgen, ist es nicht verwunderlich, dass ein bestimmtes Ergebnis dabei herauskommt. Im Januar 2022 und in den folgenden Monaten stellten wir heraus, dass der documenta-Beirat (ursprünglich die Findungskommission), die künstlerische Leitung, das Artistic-Team und das kuratierend Kollektiv ruangrupa von Personen dominiert werden, die verschiedenen Boykott-Bewegungen gegen Israel nahestehen, sie unterstützen oder gar aktiv für diese tätig sind.1 So war es nicht überraschend, dass mit dem Kollektiv „The Question of Funding“ eine Gruppe für die documenta 15 kuratiert wurde, deren Mitglieder aktive Gegner des israelischen Staates sind. Auch einige andere Feinde Israels und Antisemiten sind unter den ausstellenden „Künstlern“ der documenta zu finden. Und bis heute werden immer wieder neue Kunstwerke entdeckt, die klassische oder verdeckte antijüdische oder antizionistische Elemente enthalten.

Zur Ausstellungseröffnung am 18. Juni stellte ein Ereignis diese Tatsachen und die bis dahin stattfindende Debatte um die Rolle der BDS-Bewegung auf der documenta in den Schatten. Das indonesische Künstlerkollektiv „Taring Padi“ präsentierte eine antisemitische Figur im Stile des nationalsozialistischen Stürmers mitten auf dem Friedrichsplatz. Das Banner der Agit-Prop-Gruppe ist über 20 Jahre alt. Deshalb dürfte es den – ebenfalls aus Indonesien kommenden – Kuratoren, der ruangrupa, durchaus bekannt gewesen sein. Doch abgesehen von dem Umstand, dass das Banner zunächst verhüllt und dann umgehend abgehängt wurde, hatte dieser politische Skandal keine weitergehenden Folgen gehabt.

Schon zuvor wurde bekannt, dass mit dem „Kunstwerk“ des Antisemiten Mohammed Al Hawajri „Guernica-Gaza“ antiisraelische Agitation par excellence ausgestellt und dass eine Party des Party-Office mit „Pro-BDS“ angekündigt wurde. Kurz danach wurde bekannt, dass das Kollektiv „Subversive Film“ distanzlos Filme über palästinensische und japanische Terroristen als „antiimperialistische Solidaritätsbeziehungen“ präsentiert und dass der „Künstler“ und Hisbollah-Anhänger Hanja Ahsan mit PFLP-ähnlichen Insignien kokettierte, dass die Veranstaltungskuratorin Emily Dische-Becker die Guides der documenta briefte, wie Antisemitismus-Vorwürfe beiseite zu räumen sind. Die Thematisierung der antiisraelischen Propaganda von wasserstehlenden Siedlern der bekennenden Antizionistin Jumana Emil Abboud, blieb hingegen wenig beachtet.2

Ein Bauernopfer und weiter geht’s

Die Generaldirektorin Susanne Schormann wurde schließlich abberufen. Man machte sie dafür verantwortlich, dass die vom Zentralrats der Juden angebotene Beteiligung am schließlich abgesagten Diskussionsformats „We need to talk“ ausgeschlagen wurde. Auch die widerstreitenden Aussagen über das Agieren Claudia Roths und zuletzt der Umstand, dass der sich als Experte andienende Meron Mendel entnervt das Handtuch warf, wurden ihr zur Last gelegt. Die im Aufsichtsrats vertretenen Personen insbesondere Christian Geselle und die anderen politisch verantwortlichen Angela Dorn und Claudia Roth verrieten damit ihre treue Mitstreiterin und dachten, sie wären fein raus. Dass dieser Versuch, Dampf aus dem Kessel zu lassen, nichts anderes als Kosmetik ist, beweisen die ersten Stellungnahmen von Axel Fahrenholtz. So berichtete er von seiner Zusammenkunft mit ruangrupa und dem Artistic Team. Diese sei herzerfrischend gewesen sei, man habe sich in die Arme genommen und er wäre mit ‚Hallo Alex‘ begrüßt worden. Er fühlte sich sofort gut aufgehoben. Eine Zusammenkunft mit den unmittelbar Verantwortlichen des größten antisemitischen Skandals der letzten Jahre in Deutschland stellen wir uns anders vor. Dann verkündete Fahrenholtz, die kritisch geltenden Werke seien juristisch begutachtet worden oder werden noch begutachtet. Bislang seien sie unbedenklich. Er betont, es wird durch ihn keine Entscheidung über Inhalte der Ausstellung geben. Entscheidungen fällen lediglich ruangrupa.3

Wer Antizionisten, Israelhassern und Antizionisten – und darum handelt es sich bei den wichtigen Personen sowohl der ruangrupa als auch des Artistic Teams – die Konzeption einer Ausstellung und die Entscheidung darüber überlässt, welche Kunstwerke präsentiert werden und welche nicht, muss sich nicht wundern, wenn Israelhass und Antisemitismus präsentiert werden. Würde der Bundestagsbeschluss zur antisemitischen BDS-Bewegung, würde das Bekenntnis der Lokalpolitiker zur besonderen Verantwortung gegenüber Israel und den Juden in Kassel, würde die zu den diversen historischen Daten hinausposaunte Verantwortung vor der Geschichte irgendeine Rolle spielen, hätten die politisch Verantwortlichen und hätte die Generaldirektorin schon im Januar handeln müssen. Doch der Aufsichtsratsvorsitzende der documenta 15, Christian Geselle gab schon im Januar die Linie vor, die nach Sabine Schormanns Abberufung nun auch Fahrenholtz verkündet: Eine Überprüfung findet nicht statt.

Da es sich um klare politische Bekenntnisse sowohl der „Künstler“ als auch derjenigen handelt, die für die documenta 15 führend tätig sind, hat die Kritik an diesen Personen, an ihren Werken und die Infragestellung ihrer Funktion im Rahmen einer öffentlich geförderten Kunstausstellung weder mit der Frage Kunstfreiheit, noch mit Zensur etwas zu tun und schon gar nichts mit Gesinnungsschnüffelei.

Nachdem jetzt antisemitische Zeichnungen im Fridericianum gesichtet wurden4, versucht sich die documenta-Leitung in der Tradition, mit der sie von Beginn an aufgefallen ist: mit peinlichen und dümmlichen Ausflüchten und Statements, mit sturer Verleugnung des existierenden Problems und mit dem penetranten Verweis auf die Freiheit der Kunst. „Juden seien als solche nicht bebildert worden“, eine staatsanwaltliche Prüfung habe ergeben, strafrechtlich seien die Bilder nicht relevant, heißt es nun. Man arbeite nun an einer Kontextualisierung aber ein Screening nach antisemitischen Motiven wird es auch unter Fahrenholtz nicht geben.

Weitgehend unbeachtet blieb das untere Bild, dass ein Motiv des klassischen Judenhasses wiedergibt. Der steinewerfende Christus ist eine Variante des antisemitischen Motivs von den Juden als Christus-Mörder. (Quelle: WerteInitiative)

Es gibt keinen Antizionismus ohne Antisemitismus!

Eine Ausstellung, die von Antizionisten und Antisemiten, wie sie eben in der ruangrupa, im Artistic Team und im documenta-Beirat eine entscheidende Rolle spielen, kuratiert und geleitet wird, hat nicht ein Problem, sie ist das Problem. Wenn dann noch der Aufsichtsratsvorsitzende und auch der neue Geschäftsführer schlicht und ergreifend über keinerlei Problembewusstsein verfügen, ist Land unter. Nicht die Kunstwerke sind zu überprüfen, dieses Vorhaben gestaltet sich wie das Wettrennen von Hase und Igel. ruangrupa ist die kuratorische Arbeit zu entziehen. Das Artistic-Team muss entlassen werden, der documenta-Beirat ist aufzulösen und als politisch Verantwortlicher für die desaströse Entwicklung der Ausstellung muss Christian Geselle die Konsequenz ziehen, die ein Politiker zu ziehen hat, wenn er auf der ganzen Linie versagt hat. Er muss von seiner Funktion zurücktreten.

Diese Minimalforderungen dürften das Ende der documenta 15 bedeuten, deswegen bleibt die logische Konsequenz: Macht die documenta 15 dicht.


1 Siehe vor allem unsere Beiträge „Kein Platz für Antisemitismus auf der documenta“ und „Documenta fifteen. Antisemitismus im lumbung„. Die Übersicht über alle unsere Beiträge zum Thema finden Sie mit dem Tag: documenta fifteen

2 Die Hessenschau pries in vollkommener Ahnungslosigkeit das Kunstwerk dieser Dame als Ort zum Entspannen. documenta 15. Kann  die Kunst die Antisemitismus-Debatte beenden?

3 HNA, 23.07.2022, Neuer documenta-Geschäftsführer: Inhaltliche Entscheidungen fällen nur Ruangrupa.

4 Jüdische Allgemeine, 27.07.22, Hakennase, Armeehelm und Davidstern (Siehe Abbildung)

14 Mai 2022: Für Israel – Wider den Antisemitismus!

Israel ist ein moderner und demokratischer Staat, in dessen Parlament alle Volksgruppen vertreten sind, darunter 20% arabische Israelis. Das Land ist weltweit führend in Medizin, Elektronik und diversen wissenschaftlichen Bereichen, seine Hilfsbereitschaft bei humanitären Einsätzen weltweit ist beispielhaft.

Am 14. Mai 1948 rief David Ben-Gurion den jüdischen Staat Israel aus. Sofort erklärten fünf arabische Nachbarstaaten dem neu gegründeten Staat den Krieg. Israel konnte die arabischen Armeen zurückschlagen. Und so ging es weiter: ägyptische Freischärler, 1967 der Sechs-Tage-Krieg, 1973 der Yom-Kippur-Krieg. Und immer siegten die Israelis, dank einer exzellenten Armee. Seit 1979 ist mit der „islamischen Revolution“ ein auf Terror beruhender Staat im Iran erwachsen, der die Vernichtung Israels zur Staatsräson erklärt hat. Seit Jahren versucht er, um diese auch umsetzen zu können, die Atombombe zu entwickeln. Seit Ende der sechziger Jahre wiederholen sich Terrorkampagnen unterschiedlicher palästinensischer Gruppen. Selbstmordattentate, Messerattacken, tödliche Steinwürfe und immer wieder Raketenangriffe aus dem Gaza. Auch dieses Jahr ist Israel einer Welle terroristischer Gewalt, häufig von islamistischen Tätern, ausgesetzt, der in diesem Jahr 19 Personen zum Opfer fielen.

Trotz allem entwickelte sich Israel in rasantem Tempo, nahm seit 1948 eine riesige Anzahl von vertriebenen und geflohenen Juden auf – aus dem Jemen und den arabischen Nachbarstaaten (Hunderttausende waren nach der Staatsgründung aus dem Irak, Syrien, Ägypten, Libyen, Tunesien, Algerien und Marokko vertrieben wurden, ihre Zahl übersteigt die der arabischen Flüchtlinge bei Weitem), aus Äthiopien, der UdSSR seit einigen Jahren auch aus Frankreich, zuletzt aus der Ukraine.

Doch Israel ist nicht nur dem Terror antisemitischer palästinensischer Gruppen ausgesetzt, weltweit sieht sich das Land einer immerwährenden antisemitisch grundierten Verleumdungskampagne ausgesetzt, die in den westlichen Industrienationen insbesondere Anklang unter Intellektuellen und „Kulturschaffenden“ insbesondere an den Universitäten findet und die von linken Gruppierungen und Parteien und von Verbänden des politischen Islam genährt werden.

Juden sind in Deutschland und in Europa (insbesondere in Frankreich und Schweden) einem seit Jahren zunehmenden Antisemitismus und Judenhass ausgesetzt. Er tritt in der klassischen Form rechtsextremer Ideologie auf, die auch Grundlage des terroristischen Anschlages in Halle war, in der Form des Israelhasses insbesondere linker Gruppen, dem israelkritischen Dünkel bis in die Mitte unserer Gesellschaft und als Judenverachtung islamischer Provenienz, die sich immer wieder in Gewalttätigkeiten gegen Juden manifestiert.

Antisemitismus wird, wenn er nicht rechtsextremen Gruppen zugeordnet werden kann, immer wieder verleugnet, als berechtigte Kritik an Israel deklariert oder als besondere Sichtweise des Südens erklärt. Dieser unausrottbaren Weltanschauung wird zu oft in unzureichender Form entgegengetreten.

Am 14. Mai 2022 ab 14:00 Uhr auf dem Opernplatz:

Gegen Antisemitismus! Gegen Antizionismus!

Gegen Antisemitismus bedeutet Solidarität mit dem jüdischen Staat!

Solidarität mit Israel heißt der antiisraelischen Agitation entgegentreten!

Keine Toleranz dem Hass auf Israel

Laura Yitzchak, 43

Moshe Kravitzky, 50

Doris Yahbas, 49

Menachem Menuchin Yechezkel, 67

Yazan Falah, 19, Border Police Officer

Shirel Abukarat, 19, Border Police Officer

Amir Khoury, 32, Police Officer

Ya’akov Shalom, 36

Rabbi Avishai Yehezkel, 29

Victor Sorokopot, 38

Dimitri Mitrik, 23

Das sind die elf Menschen die in den letzten Tagen in Israel von arabischen Terroristen ermordet wurden.

May their memories be a blessing. Baruch Dayan HaEmet. Möge ihr Andenken ein Segen sein.

Dem jüngsten  antisemitischen Mordanschlag fielen in der Stadt Bnei Brak neben zwei Ukrainern, ein Rabbiner, einem weiteren Bürger der Stadt auch der junge Polizist Amir Khouri zum Opfer. Amir Khouri war arabischer Israeli. Das Attentat fand an der Stadtgrenze zu Ramat Gan statt, der Partnerstadt von Kassel. Dem terroristischen Mordanschlag in der nordisraelischen Stadt Hadera fielen zwei junge Grenzpolizisten zum Opfer. Eines der beiden Opfer war der israelische Druse Yazan Falah. Ein weiterer antisemitischer Mordanschlag wurde in Beerscheba verübt, dort wurden vier Menschen ermordet. Die Attentate in Beerscheba und Hadera wurden von Terroristen verübt, die sich dem IS verbunden fühlten. Das Attentat in Bnei Brak wurde von einem Terroristen verübt, der Verbindungen zur Hamas und zum palästinensischen Islamischen Jihad hatte.

In Gaza, im Libanon und in Orten auf der Westbank wurden die Terroranschläge von der Hamas und Mitgliedern der Al-Aksa-Brigaden ausdrücklich begrüßt. Die Al-Aksa-Brigaden gehören der Fatah an, dementsprechend windelweich fiel die Erklärung des „Palästinenserpräsidenten“ Mahmud Abbas aus. Voll Freude ob der „gelungenen“ Terrorakte wurden Süßigkeiten an Passanten in verschiedenen palästinensischen Gemeinden verteilt. Bodenlos ist die Erklärung des Auswärtigen Amtes der deutschen Bundesregierung, in der vor einer Eskalation und einer Gewaltspirale gewarnt wurde.

Dass ein arabischer Israeli und ein israelischer Druse im Dienst für ihr Land, für Israel, ihr Leben ließen, verdeutlicht die Bösartigkeit der Auffassung, in Israel sei ein Apartheid-Regime an der Macht. Diese Israel diffamierende Agitation wird vom ruangrupa Sprecher Ada Darmawan, von der auf der documenta 15 ausstellenden Künstlerin Emil Abboud und von Gertrude Flentge (Künstlerisches Team) unterstützt. Alle drei genannten Personen haben den „A letter against Apartheid“ unterzeichnet. Der Künstler Yazan Khalili (The Question of Funding) nutzt den Vorwurf der Apartheid zur Gestaltung seines Kunstwerks „Apartheid Monochromes (2017)“. Ferner hat Khalili angekündigt, die Künstlergruppe Eltiqa aus Gaza auf der documenta 15 präsentieren zu wollen (HNA, 10.02.2022). Es liegt nahe, dass diese Gruppe in der totalitären Gesellschaft des Gaza nur mit Duldung oder Zustimmung der Hamas agieren kann.

Die Attentäter sehen sich nicht nur als Akteure der „palästinensischen Sache“ sondern auch des politischen Islam. Es ist kein Zufall, dass die Attentate in einem zeitlichen Bezug zum Ramadan verübt wurden. Das war schon öfter so. Vor diesem Hintergrund halten wir es für inakzeptabel, wenn die documenta 15 das Thema Antisemitismus ausgerechnet im Zusammenhang einer „zunehmenden Islamophobie“ diskutieren will. Der Begriff Islamophobie ist vor allem ein ideologisch besetzter Begriff des legalistischen Islamismus. Wer sich ernsthaft gegen Antisemitismus positionieren will, muss sich sowohl mit Israelfeindlichkeit, Antizionismus als auch mit dem politischen Islam auseinandersetzen.

Vor dem Hintergrund der aktuellen antisemitischen Terrorwelle in Israel erwarten wir von der Stadt Kassel, dass sie nicht länger die israelfeindlichen Sichtweisen von Akteuren der documenta 15 als vermeintliche „Perspektive des globalen Südens“ (OB Geselle) verharmlost und einer kritischen Auseinandersetzung mit der Israelfeindlichkeit von „Kulturschaffenden“ aus dem Wege geht. Wir erwarten von den politisch Verantwortlichen der Stadt Kassel außerdem, dass sie klar und deutlich zum Ausdruck bringen, dass eine Gleichsetzung von Israel mit dem Apartheid-Regime in Südafrika nicht akzeptiert und deutlich zurückgewiesen wird. Derartige Auffassungen haben auf einer „Weltkunstausstellung“ nichts zu suchen.

Wider dem Antisemitismus – Wider dem Islamismus!

Gegen Antisemitismus bedeutet Solidarität mit dem jüdischen Staat!

Solidarität mit Israel heißt dem Antisemitismus entgegentreten!

Solidarität mit Israel heißt der antiisraelischen Agitation entgegentreten!

Kommt zur Kundgebung in der Treppenstraße am Obelisken: Samstag, d. 2. April 2022, 14:00 Uhr

Kassel, 31.03.2022

Warum nimmt er nicht in Israel ein Zimmer …

Auf der Facebook-Seite der HNA erschien am Mittwoch, den 6. Oktober 2021 die Meldung über die mutmaßlich antisemitische Reglementierung des Sängers Gil Ofraim in einem Leipziger Hotel.1 Diese Meldung wird von mehreren2 Facebook-Usern mit einem „Lach-Emoij“ versehen.

Auch zahlreiche Kommentare erscheinen unter der Meldung, die wir hier, ohne sie näher zu kommentieren, dokumentieren.3

Gehört der (Jude) überhaupt hier her?

Alles nur inszeniert – oder Business?

Stell Dich nicht so an, Jude!

Antisemitismus? Mir doch egal!

Man wird doch wohl mal seine Meinung sagen dürfen!

______________________________________________________________________________________

1. Der Sänger Gil Ofraim berichtete in einem Video, dass er von Mitarbeitern eines Hotels dazu aufgefordert wurde, den Davidstern abzulegen. Als die Sache publik wurde, ließ die Geschäftsführung des Hotels verlautbaren, das Ziel des Hotels sei es „alle unsere Gäste und Mitarbeiter zu integrieren, zu respektieren […] unabhängig davon, welcher Religion sie angehören.“ Auf einem Transparent des Hotels wurden neben israelischen Flaggen der Halbmond der Moslems präsentiert.

2. Am 7.10.2021 versahen 24 von hundert Facebook-Usern diese Meldung mit einem Lach-Emoij.

3. Oft werden Kommentare, die sich kritisch mit dem Islam beschäftigen, auf der Facebook-Seite der HNA gelöscht. „Judenkritische“, sprich antisemitische Kommentare, wie hier, nicht. Dies ist kein Plädoyer für die Löschung irgendwelcher Kommentare, sondern soll nur dokumentieren, wie sich das politische Bewusstsein in Sachen Antisemitismus darstellt.

Keine Aufführung des Films „Us+Them“ von Roger Waters in den Kinos von Kassel

Dem Antisemitismus keine Plattform bieten!

Sehr geehrte Damen und Herren,

das Bündnis gegen Antisemitismus Kassel wendet sich mit folgendem Anliegen an Sie.

Sie, die Betreiber des Cineplex Capitol und des CineStar in Kassel wollen am 2. Oktober 2019 den Film „Us and Them“ von Roger Waters aufführen.

Der Beauftragte der Hessischen Landesregierung für Jüdisches Leben und den Kampf gegen den Antisemitismus sowie der Bürgermeister der Stadt Frankfurt, Uwe Becker, hat sich gegen die Aufführung des Films des früheren Pink Floyd Künstler Roger Waters „Us+Them“ in den hessischen Kinos ausgesprochen1. Wir möchten uns dem Appell des hessischen Beauftragten Becker anschließen.

Becker führt in seiner Erklärung aus: „In den zurückliegenden Jahren hat sich der britische Musiker Roger Waters immer mehr zu einem hasserfüllten Gegner des Staates Israel entwickelt und tritt mit zunehmender Aggressivität für die antisemitische Boykottbewegung BDS2 ein.“ Gegenüber einzelnen Künstlerinnen, Künstlern oder ganzen Veranstaltungen, wie zum Beispiel dem zurückliegenden Eurovision Song Contest in Tel Aviv in diesem Jahr, nutzt Waters seine Bekanntheit, um in diffamierender Weise gegen den Jüdischen Staat zu hetzen. „Dabei übt er auch mit hohem medialen Aufwand Druck auf andere Künstler aus, um diese von möglichen Auftritten in Israel abzuschrecken.“

Waters ist ein Beispiel für aggressiven Hass auf Israel, der als die heute weitgehend gesellschaftlich kaum sanktionierte Form des Antisemitismus gilt. Neben seinem aggressiven Eintreten für die BDS-Bewegung hatte Roger Waters auf Konzerten u.a. auch Ballons in Schweineform die er mit einem Davidstern versehen hatte, aufsteigen lassen.

Nach öffentlichen Protesten hatten sich im Jahr 2017 mehrere ARD-Sender von Roger Waters aufgrund dessen antisemitischer Aktionen distanziert und die geplante Übertragung seiner Konzerte abgesagt. Wir sind der Meinung, dass auch die Kasseler Kinos, diesen Schritt vollziehen sollten. Filme von offen und offensiv antisemitisch auftretenden Künstlern sollten auf den Kasseler Leinwänden keine mediale Plattform erhalten.

Wir würden es daher begrüßen, wenn Sie diesen Film absetzten würden. Denn mit Roger Waters, so Becker „hetzt ein bekannter Künstler mit all seiner medialen Wirkung gegen Israel und gegen Jüdisches Leben.“

Dem Antisemitismus entgegenzutreten heißt – keine Toleranz dem Israelhass, auch nicht in den Kinos Kassels!

1 Dem Antisemitismus keine Plattform bieten Hessischer Antisemitismusbeauftragter gegen die Aufführung des Roger Waters Films „Us+Them“ in Hessischen Kinos (Honestly Concerned, 4. September 2019)

2 BDS ist die Abkürzung für die international agierende Bewegung „Boycott, Divestment and Sanctions“. Diese Bewegung tritt u.a. für den Boykott israelischer Produkte und israelischer Künstler ein. Der Bundestag hat am 17.09.2019 mehrheitlich festgestellt, dass die Argumentationsmuster und Methoden der BDS-Bewegung antisemitisch sind. (Drucksache 19/10191)

E-Mail-Wechsel BgA – Capitol