Wie jedes Jahr, so präsentierte am 29.12.2022 das Simon Wiesenthal Center die Liste der zehn schlimmsten antisemitischen Vorfälle des Jahres 2022. Die documenta 15 wird neben anderen Organisationen und Personen auf Platz 8 der Top-Ten-Liste geführt: Der Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen; Mahmud Abbas und die Palästinensische Autonomiebehörde; Gewalttätige Angriffe auf Juden in New York, Chicago, London und Deutschland; das Black Hebrew Israelite Movement.1
Im Folgenden übersetzen wir den Teil des aktuellen Textes des Simon Wiesental Centers, der die documenta 15 als Nummer 8 der Liste nennt:
Die Top-Ten-Liste des Simon Wiesental Center bekräftigt die Beobachtung, dass sich die Geißel des Antisemitismus in den sozialen Medien rasant ausbreitet. In Deutschland wird dabei der Schwellenwert des Salonfähigen in Bezug auf Judenhass immer weiter nach oben korrigiert. Dieser Hass wird dabei selbst aus Kreisen der deutschen Regierung und der Szene der Kulturschaffenden angeheizt. So wurde auf der renommierten Documenta in künstlerischen Motiven ausgedrückter Antisemitismus von Gruppen und Künstlern präsentiert, die die BDS-Bewegung unterstützen.
Den Besuchern der Documenta wurden bösartige Karikaturen von Juden präsentiert. So wurde ein israelischer Geheimagent mit Schweinekopf gezeigt, der ein rotes Halsband trägt, auf dem ein Davidstern zu sehen ist. Auf dem gleichen Banner ist ein Jude mit Peyot (Seitenlocken) zu sehen, der einen mit SS-Symbolen versehenen Hut trägt. Die Vorgänge um die Präsentation des Banners erwiesen sich als Höhepunkt einer seit Monaten andauernden Diskussion über Antisemitismus auf der Kunstausstellung. Das skandalöse Banner wurde entfernt und die Verantwortlichen der Kunstausstellung wurden von zahlreichen Kritikern und Initiativen gegen Antisemitismus verurteilt, insbesondere dafür, dass es überhaupt so weit kam, ein antisemitisches Banner auf einer Weltkulturausstellung zu präsentieren. Und als wäre das alles nicht genug, wurde in einer Broschüre ein israelischer Soldat mit dem Gesicht eines Affen gezeigt, der einen Davidstern trägt. Die Ministerin Claudia Roth erklärte damals: „Das ist aus meiner Sicht eine antisemitische Bildsprache.“
Die Bundesinnenministerin Nancy Faeser erklärte kürzlich, der Antisemitismus sei das Problem der gesamten Gesellschaft. Dass dies so ist, dafür kann sich die Ministerin und die von ihr repräsentierte Gesellschaft bei den Machenschaften der kulturellen Elite bedanken, die mit den sattsam bekannten Parolen Israel = Apartheid und Israel = Nazis hausieren gehen. Das Versagen der deutschen Behörden zeigt sich darin, dass nicht über die Erfassung von Zahlen zu Hassverbrechen hinausgegangen und dem Antisemitismus nur unzureichend entgegengetreten wird. Sie sind mitverantwortlich für die zunehmend düstere Zukunft auch des deutschen Judentums. (Siehe auch #3, #5).
Die documenta hat bewiesen, dass es Deutsche gibt, die glauben, sie könnten Juden ungestraft verspotten, verunglimpfen, bedrohen und angreifen. Es liegt am Rest der Deutschen, ihnen das Gegenteil zu beweisen.
Die Antisemiten und der Rest
Zu diesem Rest kann man einen Kasseler Buchhändler wohl nicht zählen. Während also die documenta 15 als Beispiel besonders schlimmer antisemitischer Vorfälle genannt wird, präsentiert die nordhessische Lokalzeitung HNA den Buchhändler Lothar Röse als eine Person, für die die documenta 15 einem 100-tägigen Rausch glich.2 Der Buchhändler gehört zu den Deutschen, die in der vorsichtigen Kritik des Bundespräsidenten an der documenta einen Skandal sahen und nicht im präsentierten antisemitischen Banner der Gruppe Taring Padi. Nicht die Macher der Ausstellung hätten sich dafür zu entschuldigen, dass die Gruppe Taring Padi öffentlichkeitswirksam Juden antisemitisch angreifen und beleidigen konnte, sondern der Bundespräsident bei den Machern der Ausstellung. Gegen diese, der Buchhändler nennt hier die, die neben Oberbürgermeister Christian Geselle wichtigste Verantwortliche, Generaldirektorin Dr. Sabine Schormann, sei eine „Hexenjagd“ betrieben worden.
Es war nicht alles schlecht. (Ein deutscher Journalist)
Der besondere Zauber einer jeden documenta, der auch diesen Sommer wieder für ein besonderes Flair und eine internationale Atmosphäre in unserer Stadt gesorgt hat, wurde diesmal leider getrübt. (Ein deutscher Bürgermeister)
Das klassische Phänomen des Antisemitismus nimmt aktuelle Gestalt an. Der alte besteht weiter, das nenn ich mir Koexistenz. Was war, das blieb und wird bleiben: der krummnasige, krummbeinige Jude, der vor irgendwas – was sag ich? – der vor allem davonläuft. So ist er auch zu sehen auf den Affichen und in den Pamphleten der arabischen Propaganda, an der angeblich braune Herren deutscher Muttersprache von einst, wohlkaschiert hinter arabischen Namen, mitkassieren sollen. Die neuen Vorstellungen aber traten auf die Szene gleich nach dem Sechs-Tage-Krieg und setzen langsamerhand sich durch: der israelische Unterdrücker, die mit dem ehernen Tritt römischer Legionen friedliches palästinensisches Land zerstampft. Anti-Israelismus, Anti-Zionismus in reinstem Vernehmen mit dem Antisemitismus von dazumal. Der ehern tretende Unterdrücker-Legionär und der krummbeinige Davonläufer stören einander nicht. Wie sich endlich die Bilder gleichen! (Jean Améry, Der ehrbare Antisemitismus, 1969)
documenta 15: 100 Tage Antizionismus – 100 Tage Israelhass – 100 Tage Antisemitismus
Jean Améry formulierte diese Sätze im Jahre 1969 angesichts der zu beobachtenden Wende unter den Linken in ihrer Haltung zu Israel, die von Bewunderern Israels zu Israelhassern wurden. Was er beschrieb ist seit diesen Jahren in immer wieder kehrenden Wellen zu beobachten: Der ehrbare Antisemitismus, der nicht von Nazis und Faschisten artikuliert wird, sondern von Akademikern, Schriftstellern, Politikern, Publizisten und Aktivisten der Linken, indem sie sich mit den Kampf der palästinensischen Nationalbewegung gegen Israel solidarisierten und indem sie Israel das vorwarfen, was sie kurz zuvor noch ihren Vätern vorwarfen, nämlich einen Vernichtungskrieg zu führen. Liest man die eingangs zitierten Sätze Amérys, fällt sofort ins Auge: in einigen Bildern und Exponaten der documenta 15 konnte man genau das illustriert sehen, was er 1969 beschrieb.
100 Tage der documenta 15 sind vorbei. Es waren 100 Tage, an denen Agitation gegen Israel möglich war, während denen Kritikern des Antizionismus und Antisemitismus Rassismus unterstellt wurde, an denen antiisraelische Agitation unter den Schutz der Kunstfreiheit gestellt wurde. Es waren 100 Tage, während denen jüdischen Verbänden unzulässige Einflussnahme vorgeworfen wurde. Es waren 100 Tage, während denen Kritikern an der dezidiert politischen Ausrichtung der documenta 15 die Forderung nach Zensur und das Handeln als Kolonialherren unterstellt wurde. Es waren 100 Tage, während denen man erfolglos der Chimäre vom Diskurs nachjagte. Es waren 100 Tage, während denen man sich von den unbelehrbaren Antisemiten, die beanspruchten, die Sichtweise des Südens zu vertreten, an der Nase herumführen ließ.
In der Presseerklärung der Stadt Kassel zur Verabschiedung der documenta 151 wird der Oberbürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzende der documenta-gGmbH Christian Geselle zitiert: „Einzelne Kunstwerke verletzten durch mangelnde Einordnung Gefühle, […]“ Die Kunstwerke, die er vielleicht meinte, waren das Banner der Taring Padi und die Filme, die das Kollektiv Subversive Film zeigte, vielleicht auch der Guernica-Gaza-Zyklus des Antisemiten Mohammed al Hawajri, die PFLP-Anleihen des Hamja Ahsan, die am Porticus des Fridericianums angebracht waren, die israelfeindlichen und antisemitischen Karikaturen, die das Kollektiv Archives des luttes des femmes en Algérie ausstellte. Nicht die fehlende Einordnung, der in den genannten Werken z.T. offen ausgedrückte, z.T. in Form antizionistischer Propaganda daherkommende Antisemitismus verletzte mit Sicherheit Gefühle, insbesondere die der betroffenen Juden.
Kontextualisierung und Antisemitismus
Aber Antisemitismus ist nicht nur zu kritisieren, weil er Gefühle verletzt. Dazu im Folgenden eine kurze Einordnung (Kontextualisierung): Antisemitismus ist keine Meinungsäußerung, keine Bildsprache, kein Kunstwerk, das provoziert oder Gefühle verletzt. Antisemitismus ist die wahnhafte Weltanschauung des Antisemiten. Jean Paul Sartre formulierte mit dem Satz – „Der Antisemit will den Tod des Juden“ – das, worauf der Antisemitismus hinausläuft. Der Jude gilt in der Wahnidee des völkischen Deutschen als die Verkörperung des Gegenprinzips zum deutschen Volk. Spätestens seit 1948 gilt der nationalbewusste Jude als derjenige, der die islamische und arabische Idee von der Umma infrage stellte, in der es für ihn – wenn überhaupt – nur den Platz als Dhimmi gab und gibt. Die deutschen Volksgemeinschaft schickte sich daher an, den Juden zu vernichten, den panarabischen Nationalisten und arabischen Muslimen im Nahen Osten ging und geht es um die Vertreibung der meisten Juden aus dem Nahen Osten – was sie seit 1948 konsequent umsetzten – und um die Vernichtung des jüdischen Staates. Letzteres umzusetzen verhinderte alleine die Israelische Armee.
Die deutschen Volksgemeinschaft war es, die in den Jahren 1933 – 1945 das umsetzte, was Sartre als das wesentliche Motiv des Antisemiten beschrieb. Auschwitz war, ist und bleibt die Essenz des Antisemitismus.
Heute ist es die PLO, die nach wie vor Israel nicht anerkennt, wenn sie in ihrer Charta2 schreibt, dass die Schaffung Israels völlig illegal sei und wenn sie den Juden abspricht, eine Nation zu sein. Das sind Formulierungen, die auf die Vernichtung Israels, die Zerschlagung der jüdischen Nation zielen und die auf die Vertreibung der in Israel lebenden Juden hinausläuft. Es sind Formulierungen, die im Zuge der Osloer Friedensverträge hätten längst gestrichen sein müssen, die aber bis heute aufrecht erhalten werden und damit Gültigkeit besitzen.
Heute ist es die Hamas, die in ihrer Charta3 diese islamische Hadithe zitiert: „Die Stunde wird kommen, da die Muslime gegen Juden solange kämpfen und sie töten, bis sich die Juden hinter Steinen und Bäumen verstecken“. Es ist die Hamas, die in ihrer Charta formuliert: „Palästina darf weder als Ganzes noch in Teilen aufgegeben werden“ und die sich auf die Protokolle der Weisen von Zion beruft. Auch das sind Formulierungen, die auf die Vernichtung Israels und die Zerschlagung der jüdischen Nation zielen, die auf die Vertreibung der in Israel lebenden Juden hinausläuft.
Die PLO herrscht in den palästinensischen Autonomiegebieten der Westbank, die Hamas im Gaza-Streifen. In diesen Gebieten leben, von den schwer bewachten Siedlungen in der Westbank abgesehen, keine Juden mehr. Sie sind „judenfrei“, so wie die meisten arabischen Staaten es seit 1948 auch sind. Beide Gruppen repräsentieren die palästinensische Nationalbewegung, mit der sich eine große Anzahl von Künstlern der documenta 15 solidarisch erklärten. In der von vielen Künstlern und „Kulturschaffenden“ präferierten Ideologie des Postkolonialismus4, wird die palästinensische Nationalbewegung als zu unterstützende antikoloniale Befreiungsorganisation gesehen, Israel als die Kolonialmacht. Dem Kolonialismus werden vergleichbare Methoden zur Unterdrückung oder gar Ausrottung der Kolonisierten unterstellt, wie sie das nationalsozialistische Deutschland zur Umsetzung der Judenvernichtung anwandte.
PLO und Hamas repräsentieren die palästinensische Nationalbewegung, mit deren Agenda sich auch die Mehrheit der Findungskommission resp. des documenta-Beirats, des Artistic-Teams und Ruangrupa solidarisch erklärten. Das war seit Januar durch unsere Recherche bekannt und wurde zuletzt in der Erklärung der „lumbung community“, also den Künstlern und Kollektiven der documenta 15, „We are angry, we are sad, we are tired, we are united: Letter from lumbung community“ noch einmal ausdrücklich betont.
Vom Kasseler Credo nicht einzugreifen
Von einer Ausstellung, auf der es möglich war, dass antisemitische Karikaturen von und über Juden gezeigt wurden, kann kein Zauber ausgehen, wie es Geselle formuliert hat. Es war eine Ausstellung, die völlig zurecht und zum Glück in einigen überregionalen Zeitungen scharf kritisiert wurde. Wenn Geselle bedauert, „dass viele Bilder und Schlagzeilen, die über die documenta und Kassel gezeichnet wurden, negativ haften blieben“ bestraft er den Boten der schlechten Nachricht und unterschlägt oder verharmlost das der Botschaft zugrundeliegende Problem, nämlich den Antizionismus, den Israelhass und den Antisemitismus, der auf der documenta 15 möglich war. Sein Statement zeugt auch davon, dass er vom Wesen des Antisemitismus nichts begriffen hat. Und weil das so ist, haben er als Aufsichtsratsvorsitzender der documenta-gGmbH, wie auch zunächst die Generaldirektorin Dr. Sabine Schorman und ihr Nachfolger Alexander Fahrenholtz und die anderen politisch Verantwortlichen, die hessische Ministerin Angela Dorn und auch die Staatsministerin Claudia Roth, auch nichts von der Notwendigkeit begriffen, dem Antisemitismus entgegenzutreten. Alle folgten dem von Geselle auf der Abschiedsveranstaltung nochmals verkündeten Motto: „Politik darf nie inhaltlich eingreifen.“ Was für ein Unsinn. Mit diesem Kasseler Credo haben sie den Propagandisten des palästinensischen Volkstumskampfes das Feld überlassen.
Geselle fordert nun, es „müsse dringend eine neue Basis geschaffen werden. Ziel muss sein, eine kulturpolitische Debatte einzuleiten und Gespräche wiederaufzunehmen. Es gilt, auf Augenhöhe zu diskutieren.“ Dabei sei „wieder Maß und Mitte zu finden.“
Mit Antisemiten und Israelhassern diskutiert man nicht, schon gar nicht auf Augenhöhe. Es ist die Aufgabe jeder Politik, einzugreifen, wenn sich Antisemitismus artikuliert. „Nie wieder Auschwitz!“ heißt nicht „Maß und Mitte“ zu finden, sondern klar zu äußern: Antisemiten und Antizionisten ist kompromisslos entgegenzutreten und das heißt auch unmissverständlich Solidarität mit Israel zu üben.
Wir und die Ruhrbarone möchten uns an dieser Stelle bei allen bedanken, die uns großzügig dabei unterstützt haben, eine saftige Abmahngebühr einer von der „documenta und Museum Friedericianum – gGmbH“ beauftragten Anwaltskanzlei zu bezahlen. Ihr habt alle damit einen Beitrag geleistet, dass wir nicht den Mut verlieren, Antisemitismus und Israelkritik auch dann entgegen zu treten, wenn dieser von honorigen Vertretern der Stadtgesellschaft und Kulturschaffenden befördert wird. Die Liste der Spendeneingänge kann hier (Spenderliste) nachvollzogen werden.
Wir hatten am 7. Januar unsere Recherchearbeit „Documenta fifteen – Antisemitismus im Lumbung“ veröffentlicht. Gleichzeitig erschien unser Bericht auf dem Blog Ruhrbarone. Wir stellten heraus, dass in den wichtigsten Gremien der documenta 15 Kritiker des Bundestagsbeschlusses zur antisemitischen BDS-Bewegung und Unterstützer verschiedener Boykottbewegungen gegen Israel vertreten sind. Außerdem sind mit der Einladung von „The Question of Funding“ (QoF) Personen aus dem Umfeld oder direkt aus dem „Khalil Sakakini Culture Centrum“ (KSCC) als „Kulturschaffende“ zur Teilnahme an der documenta 15 aufgefordert worden. Das KSCC benennt sich nach einem palästinensischen Nationalisten, der sich als Hitleranhänger bezeichnete und für den Terror den Geist der Nation ausdrückte. Beide bisher namentlich bekannte Vertreter, Yazan Khalili und Fayrouz Sharkawi aus der Gruppe QoF, unterstützen Boykott-Initiativen gegen Israel.
Es gab weder ein Gesprächsangebot noch eine Nachfrage seitens der Verantwortlichen der documenta oder aus der Kasseler Politik an das Bündnis gegen Antisemitismus Kassel. Vielmehr beauftragte die documenta gmbH eine der führenden Rechtsanwaltskanzleien Deutschlands, den Blog Ruhrbarone und uns der „unzutreffenden Meinungsäußerung“ zu überführen, weil wir – so die Kanzlei – behauptet hatten, „dass die documenta von antisemitischen oder antizionistischen Geisteshaltungen geprägt sei“. Das gelang nicht, denn alles, was wir recherchiert und dargestellt hatten, ließ und lässt sich belegen. Ganz zum Trotz der vielen wütenden Kommentare und haltlosen Reinwaschungsversuche in der überregionalen Presse. (Vgl., dazu: Alex Feuerherdt „Documenta: Antisemitismus in der Reisscheune“) Was blieb übrig: Da wir eine urheberrechtlich geschützte Graphik zur Illustration unseres Beitrages verwendeten, gelang es der Kanzlei dann doch, uns eine teure Abmahnung aufzuerlegen.
Wie geht’s weiter?
Wir stellen uns auch weiter ohne wenn und aber vor Israel. Deshalb ist für uns Israel kein Thema für eine Debatte. Ein Thema ist und bleibt aber für uns „Israelkritik“, Antizionismus und Antisemitismus, auch und gerade weil diese Weltanschauung im Rahmen der Kunstfreiheit geäußert wird.
So werden wir eine Diskussionsreihe zu den Themen BDS, Kunst, Postkolonialismus, Postnationalismus, Postmoderne und Antisemitismus organisieren (Infos folgen). Geldeingänge, die nach dieser Veröffentlichung eingehen, werden wir für eine von uns geplante Veranstaltung nutzen und wir werden in der Öffentlichkeit weiter Flagge für Israel zeigen:
14. Mai 2022
Für den Zionismus! Für Israel!
18. Juni 2022 – Friedrichplatz Kassel
Kein Platz für Antisemitismus und Israelhass auf der documenta – Stoppt BDS!
Am Samstag, den 15. Mai 2021, so kündigte die deutschlandweit agierende Initiative „Palästina spricht“ an, sollte dem „Tag der Nakba“ gedacht werden. Im mit „Wir werden zurückkehren! Wir werden nach Hause kommen!“ überschriebenen Ankündigungstext zu den Kundgebungen, hieß es, „im Zuge der Gründung des israelischen Staates, zogen zionistische paramilitärische Gruppen durch Palästina, massakrierten Hunderte und vertrieben Hunderttausende.“ Die Gruppe schreibt weiter, dass diese „Nakba“ bis heute vom israelischen Staat vollzogen wird. Ziel sei es, „so viel Land wie möglich mit so wenig Palästinenser*innen wie möglich zu erreichen. Und deshalb werden bis heute Häuser zerstört, Menschen vertrieben, eingesperrt und erschossen …“ Zum Schluss heißt es: „Wir fordern alle emanzipatorischen […] Kräfte und Individuen dazu auf, an diesem Tag […] für ein freies Palästina, vom Jordan bis zum Mittelmeer […]“ zu demonstrieren.1 Inhaltlich weitgehend übereinstimmend gestaltete sich der Aufruf der Gruppe Samidoun. Diese Organisation ist eine Organisation mit Verbindungen zur PFLP. Auch die Gruppe Samidoun mobilisierte für alle Städte in Deutschland.2
Lügen …
Dieser Text war auch Bestandteil des Aufrufs zur Kundgebung am 15. Mai 2021 in Kassel.3 Der Text ist durch seine bewussten Auslassungen schlicht eine Geschichtslüge. Der 15. Mai 1948 ist der Tag, der dem Tag der Gründung Israels folgte. Zu diesem Datum überfielen die Armeen Jordaniens, Ägyptens, Syriens und des Libanons den gerade gegründeten jüdischen Staat. Ihnen folgten die Anhänger des Nazikollaborateurs, Kriegsverbrechers und palästinensischen Anführers al-Husseini. Ziel dieses Krieges war die Vernichtung des jüdischen Staates und die Vertreibung seiner Bewohner. Im Zuge der ausgebrochenen Kampfhandlungen kam es sowohl zu Vertreibungen, aber auch zur Flucht von arabischen Palästinensern. Zur Flucht riefen jedoch auch die palästinensischen Autoritäten die arabische Bevölkerung selbst auf. „Eine Minderheit wurde von israelischen Truppen vertrieben. Die Mehrheit flüchtete aus Angst vor den Kampfhandlungen wie auch aus Angst vor den israelischen Streitkräften. Dabei setzten sich erst die vermögenden Eliten, dann die Mittelklasse und später die ärmeren Gesellschaftsschichten ab. Israelische Kräfte waren an Vertreibungen und vereinzelten Massakern beteiligt. […] Eine konsistente Politik der Vertreibung wurde jedoch […] nicht verlautbart.“4
Zum bekanntesten Massaker an arabischen Palästinensern kam es am 9. April 1948 in Der Yasin, also vor der israelischen Staatsgründung im Bürgerkrieg. In diesem Bürgerkrieg standen sich vor allem die Hagana und arabische Milizen gegenüber. Im Dorf Der Yasin töteten während Kampfhandlungen Einheiten des Irgun und Lechi 100 – 120 Araber, in der Mehrheit Zivilisten. Die Hagana wurde von diesen Einheiten in den bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen unterstützt, gleichwohl operierten Irgun und Lechi auf eigene Faust. Nach der Staatsgründung wurde die Hagana in die regulären israelischen Streitkräfte umgewandelt. Nicht ohne Konflikte verlief die Eingliederung der Irgun und Lechi. Sowohl Hagana als auch die Jewsh Agency haben dieses Massaker jedoch klar verurteilt.5
Im Zuge des arabisch-israelischen Krieges flohen bis zu 600.000 Juden aus den arabischen Ländern. Viele von ihnen wurden schlicht vertrieben, auch aus den von jordanischen Streitkräften 1948 eroberten Teilen Jerusalems, zu denen nicht nur die östlichen Stadtteile gehörten, sondern auch die Altstadt mit dem dort seit Jahrhunderten existierenden jüdischen Viertel. Im Gegensatz zum Staat Israel, in dem bis heute ca. 20 % der Bevölkerung arabische Palästinenser sind, die im Parlament vertreten sind, in den Sicherheitskräften arbeiten, Bürgermeister-Posten einnehmen usw., sind die meisten arabischen Staaten, einschließlich der Gebiete, die unter der Kontrolle der Palästinensischen Autonomiebehörde stehen, „judenfrei“.
Während also durch bewusste Weglassungen eine Geschichtslüge verbreitet wird, kommt die Forderung nach einem „freien Palästina“, das vom Jordan bis zur Meer reichen soll, einer der Vernichtung des jüdischen Staates und einer Vertreibung eines Großteils der jüdischen Bevölkerung gleich. Im Gegensatz zur Behauptung im Aufruf, Israel würde eine Politik der Vertreibung und Massaker bis heute fortsetzen, handelt es sich bei der zentralen Forderung des Aufrufes um die seit 1948 bestehende Agenda des Muftis, die wenig modifiziert von Arafat, Abbas und den Gruppen Hamas, PFLP und DFLP übernommen worden ist. Der zentrale Inhalt des Aufrufs, der zwar die Diktion linken Politik-Sprechs bemüht, unterscheidet sich daher nur unwesentlich von der Hamas-Charta und deren aktuellen Verlautbarungen.
Der Inhalt des Aufrufs wurde (nicht nur) in der in Nordhessen und Kassel erscheinenden HNA entweder nicht zur Kenntnis genommen, was eigentlich zur Aufgabe einer gründlichen Recherche gehört. Oder man hat den Inhalt schlicht ignoriert. Wie sonst konnte die Zeitung über Ahmed Tubail am 15. Mai 2021 schreiben: „Tubail wendet sich gegen jeglichen Antisemitismus.“ Ein Hohn angesichts dessen, was im Aufruf steht.6 Ebenfalls wird Brigitte Domes, „Chefin“ (HNA) der „Deutsch-Palästinensische Gesellschaft, Regionalgruppe Kassel“, die explizit die antisemitische BDS-Bewegung unterstützt, wie folgt zitiert: „Das Existenzrecht Israel werde nicht infrage gestellt, wie es den Veranstaltern vorgeworfen wird.“ Eine eiskalte Lüge.7
Im Vorfeld ließ dann der ehemalige Kasseler Dechant, Harald Fischer, in einer an über 400 Empfänger versandten E-Mail wissen: Die Kundgebung erinnere an die „ungelöste Frage nach der Zukunft der Menschen in den palästinensischen Gebieten in Israel, auf den West-Banks und im Nahen Osten.“ Wir wissen nicht, wie Herr Fischer die beiden Sätze im Aufruf zur Kundgebung „Wir werden zurückkehren! Wir werden nach Hause kommen!“ versteht bzw. interpretiert. Seine Intervention gegen die Kundgebung zur Solidarität mit Israel lässt jedenfalls nicht erkennen, dass er sich der Problematik der Forderung nach dem „Rückkehrrecht“ bewusst ist. Die Umsetzung dieses „Rückkehrrechtes“ wäre die Liquidation des Jüdischen Staates und ist nichts anderes als die etwas vornehmere Form des Slogans „From the river to the Sea – Palästina will be free!“.8
Aktivist mit Stirnband der Hamas
„Alles bleibt friedlich“ (HNA). Rechts im Bild: Saddam Hussein
Die allseits beliebte Diskreditierung Israels als Apartheidssystem
Die Nazis von heute sind die Juden
Der antisemitische Topos vom Juden als Kinderschlächter gepaart mit Nekrophilie. Die hier ebenfalls zu sehende Verwendung des Begriffs „Rassismus“ steht für die Anschlussfähigkeit zu den Postkolonialen Linken.
… Unterstützer …
Die Vorsitzende der Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV) von VW-Baunatal, Seyda Demircan, und Harald Fischer waren nach bisherigem Kenntnisstand die einzigen prominenten Personen aus Kassel, die die Kundgebung unterstützten. Fischer sprach sich darüber hinaus auch ausdrücklich gegen eine Gegenkundgebung aus. Kleinparteien und linksradikale Grüppchen wie die „Revolution Hessen“, die SDAJ, die MLPD9 und ihre Satelliten, die Organisation „Internationalistisches Bündnis“, die in Kassel Anhänger der Terrorgruppe DFLP versammelt, und der Jugendverband Rebell unterstützten den Aufruf ebenfalls.
Ein gewisser Jörg Ulloth hielt auf dieser Kundgebung einen Redebeitrag. Aber wer ist Jörg Ulloth? Er ist laut „Literaturhaus Nordhessen e.V.“ einer der Betreiber des Café Buch-Oase. Jeff Halper, der eine ganze Nacht mit ihm diskutierte, nannte ihn einen „ardent Communist“. Zu den Unterstützern des Cafés gehören u.a. drei Gruppen aus dem Umfeld der MLPD: Die Gruppe Solidarität-International e.V. (SI) RG Kassel, das VW-Komitee Kassel und das Internationalistisches Bündnis RG Kassel, ferner auch das Café Palestine Colonia, das 2018 ganz offen für die PFLP Werbung gemacht hat.10
Zur Kundgebung kamen ca. 500 Teilnehmer. Die sattsam bekannten Rufe „Israel – Terrorist“, „Kindermörder-Israel“, „Allahu-Akbar!“ usw. wurden skandiert. Hamas-Stirnbänder wurden getragen, Bilder von Saddam Hussein präsentiert, die israelfeindliche Identifikation des israelischen Staates als System der Apartheid oder die Gleichsetzung der israelischen Politik mit der der Nazis wurden auf Plakaten und Transparenten präsentiert. Das häufig auf Kasseler Ostermärschen gezeigte Banner mit „Schluss mit Vertreibung und Besatzung“ war ebenfalls zu sehen.
… Angst und Solidarität
Diesem Mob stellten sich etwa 150 Menschen entgegen. Nachdem das Bündnis gegen Antisemitismus Kassel bereits am Vortag, am 14. Mai, an den Tag der Gründung Israels erinnerte, rief das „Junges Forum DIG“ und die „Deutsch-Israelische Gesellschaft Kassel“ und andere am 15. Mai zur Kundgebung „Solidarität mit Israel – Gegen antisemitischen Terror“ auf. Auch ein Vertreter der Kasseler Falken und des BgA-Kassel hielten einen Redebeitrag.11 Vertreter der CDU und der FDP zeigten sich solidarisch. Auch der SPD-Abgeordnete Timon Gremmels suchte die Kundgebung auf. Er konnte es allerdings nicht lassen, in seiner Mitteilung auf Facebook gleich im zweiten Satz darauf hinzuweisen, dass man die Regierung Israels auch kritisieren dürfe.12 Von den Vertretern derjenigen, die sonst den Antifaschismus wie eine Monstranz vor sich hertragen und bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit „Nazis raus!“ oder „Nie wieder Faschismus – Nie wieder Krieg!“ skandieren, war weit und breit nichts zu sehen, zu hören und zu lesen.
In der HNA vom 15. Mai wurde erwähnt, dass die jüdische Gemeinde den Gottesdienst aus Angst abgesagt hatte und dass die gerade neu beklebte Straßenbahn, die an jüdisches Leben in Kassel erinnern soll, im Depot bleibt. Damit wird deutlich, dass in der Stadt ein Klima der Angst herrscht. Angst der Kasseler Juden vor antisemitischen Angriffen. Trotzdem hielt es die Zeitung für wichtig, angesichts der bedrohlichen Kundgebung zu titeln: „In Kassel blieb es friedlich“.
Während in den Medien mehrheitlich die Umtriebe in verschiedenen Städten Deutschlands am 15. Mai und davor als das erkannt wurden, was sie waren, als antisemitische Zusammenrottungen, blieb die HNA in der Bewertung der Kasseler Kundgebung seltsam indifferent.13 Obwohl der Ruf „Israel Kindermörder“ und die Parole „Freies Palästina“ auf dem Staatsgebiet Israels im Artikel benannt wurden, kam erneut Tubail zu Wort. „Man habe sich von den antisemitischen Ausschreitungen distanzieren wollen“ wurde er zitiert. Aus Tubails Sicht ist „ist jeder antisemitische Vorfall einer zu viel.“ Die auf der Hand liegende Nachfrage, warum er sich dann an der Organisation eines antisemitischen Aufmarsches beteiligte, unterblieb.
Nachtrag
Die CDU-Fraktion in der Kasseler Stadtverordnetenversammlung ergriff die Initiative, eine Resolution einzubringen, die den Antisemitismus auf den Straßen und den Terror gegen Israel verurteilen sollte. Selbst der dann eher allgemein formulierten Resolution, die die CDU, die SPD, die Grünen und die FDP am 17. Mai 2021 in die Stadtverordnetenversammlung einbrachten, wollte die Fraktion der Kasseler Linke nicht zustimmen.
In der Resolution hieß es: „Die Stadtverordnetenversammlung […] verurteilt die Hasstiraden gegen Juden in Deutschland. Angriffe auf jüdisches Leben und jüdischen Einrichtungen, brennende Israelfahnen, Steinwürfe auf Synagogen und antisemitischer Mob auf den Straßen sind unerträglich und nicht hinnehmbar. Verbrämt unter dem Deckmantel des „Antizionismus“ zeigt sich in Wahrheit ein offen vorhandener Antisemitismus […] Die Stadtverordnetenversammlung […] stellt sich klar und entschieden gegen jede Form von Antisemitismus. […]“
Die Kasseler Linke ließ verlautbaren, dass der Konflikt instrumentalisiert würde und die Resolution würde „Öl ins Feuer gießen.“14
4 „Palästinakrieg“, in: Wikipedia. Kurz: Es war das erklärte Ziel des arabischen Angriffskrieges , die Juden zu vertreiben. Die Flucht und Vertreibung der arabischen Bevölkerung war dagegen kein Plan israelischer Politik.
6 Die HNA ließ im Vorfeld der Kundgebung die beiden einschlägigen Aktivisten unkommentiert zu Wort kommen. Vgl.: Zunehmender Hass auf Juden, in: HNA, 15.05.2021. Ahmed Tubail ist Vorsitzender des Vereins „Palästinensische Gemeinde-Kassel, dem man mindestens die Nähe zur DFLP nachsagen kann. Vgl. hierzu: Antisemiten und Völkische auf Kassels Sommer- und Straßenfesten.
7 Siehe FN 6. Die Deutsch-Palästinensische Gesellschaft e.V. Kassel wird auf der Internetseite der Gruppe BDS als Unterstützer genannt.
9 „Revolution Hessen“ und die SDAJ gehören dem „Bündnis Gegen Rechts Kassel“ an. Das Kasseler MLPD-Mitglied und Ortsvorsteher in Rothenditmold, Hans Roth, erklärte im Zusammenhang unserer Presse-Mitteilung in der HNA am 8. Mai 2021, er könne es nicht nachvollziehen, dass seine Partei mit israelfeindlichen Gruppen zusammenarbeite und er spreche sich auch strikt gegen Antisemitismus aus. Die MLPD steht nicht nur wegen ihres positiven Bezuges auf die Stalinära in der Kritik, sondern auch wegen der Zusammenarbeit mit der PFLP und der DFLP. Beides sind terroristische Gruppen. Der Chef des Thüringer Verfassungsschutzes Stephan Kramer forderte dieses Jahr das Verbot der PFLP und erhielt dafür eine breiten Zuspruch aus Politik und Gesellschaft. Vgl.: tagesspiegel.de, Breite Unterstützung für Verbot palästinensischer Terrororganisationen in Deutschland, 14.05.2021.
12 Der SPD-Politiker postete am 15.05.2021 folgendes: „Das Existenzrecht des Staates Israel ist deutsche Staatsräson. Das heißt aber nicht, das man die Regierung Israels nicht auch kritisieren darf. Was aber keinesfalls geduldet werden kann, sind Demonstrationen vor Synagogen gegen den Staat Israel und gegegen Juden oder die Beschimpfung eines Rabbiners – letzteres ist gestern in Kassel geschehen. Das ist zweifelsohne antisemitisch und gegen jede Form des Antisemitismus gilt es Flagge zu zeigen. Vielen Dank der Deutsch-Israelischen-Gesellschaft Kassel für die Organisation der heutigen Demonstration und dem Platzverweis für die Trittbrettfahrer der AfD.“
13 Der Umgang der Zeitung mit den Ereignissen gipfelte im Abdruck eines dpa-Artikels, der die, angesichts der Ereignisse aberwitzige, These vertrat, die AfD nehme eine problematische Rolle ein. Antisemitismus ist vielschichtig. In Deutschland schwierige Gemengenlage: Von Rassismus bis Erinnerungsabwehr“, HNA, 15.05.2021
14 Kassel verurteilt „Hasstiraden gegen Juden“, HNA, 19.05.2021
Was haben die Aussagen – Der GULAG „war eine fortschrittliche Maßnahme der sozialistischen Sowjetunion“ gewesen, denn dort seien „Straftäter zu gesellschaftlich nützlicher Arbeit“ eingesetzt worden. Die Mehrheit von ihnen seien „gewöhnliche Kriminelle [gewesen], die hier resozialisiert werden sollten. Die politischen Häftlinge waren Konterrevolutionäre, die die sozialistische Arbeitermacht beseitigen wollten“ und die Raketenangriffe am 23. und 24. April 2021 auf Israel mit Kassel zu tun?
Diese Aussagen oben finden sich in einer Abhandlung der MLPD mit dem Titel „Wie man antikommunistische Vorurteile erzeugt“.1 In dieser Stellungnahme versucht die MLPD, das Morden und das Grauen im GULAG kleinzureden und zu leugnen. Zum Raketen-Angriff auf Israel bekannte sich auch die DFLP. Die DFLP (Demokratische Front zur Befreiung Palästinas) ist eine Gruppe, die sich von der, bis heute als Terrorgruppe geltenden PFLP abgespalten hat. Die DFLP war verantwortlich für das Ma‘alot-Massaker, bei dem die Terroristen 31 Israelis ermordeten, darunter 21 Kinder. 2 Aber was haben MLPD und DFLP mit Kassel zu tun?
Im Kasseler Ortsteil Rothenditmold agiert die MLPD erfolgreich unter dem Deckmantel AUF. Bei den Kommunalwahlen 2016 wurde die Liste AUF nach der SPD zweitstärkste Fraktion im Ortsbeirat. Das MLPD-Mitglied Hans Roth wurde damals gegen die Stimmen der SPD zum Ortsvorsteher gewählt.3 Fünf Jahre später, bei den Wahlen 2021, wurde AUF bei den Kommunalwahlen in diesem Ortsteil zur stärksten Fraktion. Hans Roth wurde erneut zum Ortsvorsteher gewählt, dieses Mal gab es allerdings nur noch eine Enthaltung.4 Im Ortsbeirat sind die Parteien SPD, Die Grünen, CDU und Die Linke vertreten. Sie alle wählten diesen Claqueur des stalinistischen Terrorsystem und Verbündeten palästinensischer Terrorgruppen.
In Kassel existiert eine Gruppe, die sich „Örtliche Gruppe Kassel der DFLP (Demokratische Front zur Befreiung Palästinas)“ nennt. Sie ist eine der Trägerorganisationen des sogenannten Internationalistischen Bündnis, das wiederum eine Tarnorganisation der MLPD ist. Auch die Organisation „Sympathisanten der PFLP (Volksfront zur Befreiung Palästinas)“ zählt zu den Trägerorganisationen.5
Die MLPD bekennt sich offen zum Prinzip des Demokratischen Zentralismus. Dieses Prinzip, das Lenin zur Eliminierung der innerparteilichen Demokratie bei den Bolschewiki anwandte, bedeutet, dass sich die gesamte Partei einer einheitlichen Disziplin fügen und unterordnen muss: „Unterordnung des Einzelnen unter die Partei“, „Unterordnung der Minderheit unter die Mehrheit“, „Unterordnung der unteren Ebenen unter die höheren“ und die „Unterordnung der gesamten Partei unter das Zentralkomitee“.6 Daraus kann man ableiten, dass jedes MLPD-Mitglied die Linie der Partei vertritt. Zu dieser Linie gehört es somit auch, die Sowjetunion unter Stalin als einen Staat zu betrachten, der sich auf dem Weg zum planmäßigen Aufbau des Sozialismus befand. Aber darüber hinaus auch, mit terroristischen antisemitischen Gruppen wie der DFLP und der PFLP zusammenzuarbeiten und sie zu unterstützen.
Was die anderen Parteien im Ortsbeirat dazu bewogen hat, einen Vertreter dieser Partei mit der Leitung des Gremiums zu betrauen, ist uns nicht bekannt.
1 Dieser Aufsatz erschien 2015 in dem Parteiorgan „Rote Fahne“ und ist auf der Homepage der MLPD zu finden. Die MLPD bemüht sich, die von ihr als fortschrittlich bezeichnete Lagerpolitik von der im allgemeinen als den „Großen Terror“ bezeichneten Phase abzugrenzen. Doch auch beim Bau des Weißmeerkanals, an dem sowohl Freiwillige als auch politische und andere Häftlinge eingesetzt wurden, kamen nach seriösen Schätzungen ca. 25.000 der eingesetzten 170.000 Bauarbeiter in den frühen dreißiger Jahren ums Leben. (vgl., hierzu Anne Applebaum, Gulag, Berlin 2003) Die Verurteilung der Terrorpolitik unter Stalin als „Antikommunismus“ zu bezeichnen ist ein Treppenwitz der Geschichte. Der völlig willkürlichen Verfolgungs- und Terrorpolitik unter Stalin fielen auch unzählige Kommunisten, Gegner, vermeintliche Gegner und glühende Anhänger Stalins gleichermaßen zum Opfer. Die meisten Mitglieder des Zentralkomitee der KPD kamen unter Stalins Erschießungskommandos und in den Arbeitslagern um.
2 Zum Ma‘alot-Massaker und zur DFLP siehe Jeffrey Herf, Unerklärte Kriege gegen Israel. Die DDR und die Westdeutsche Radikale Linke 1967 – 1989, Göttingen 2019, S. 279ff.
3 Wirbel im Ortsbeirat: Neuer Ortsvorsteher ist Mitglied in marxistischer Partei, HNA, 08.06.2016. Auf der Homepage der MLPD wird Hans Roth wie folgt vorgestellt: „[…] Es muss dem Übel an die Wurzel gegangen werden. Für diese Perspektive setze ich mich insbesondere unter Jugendlichen und Kindern mit REBELL und Rotfüchsen ein. Ein aktiver Schritt ist es, der MLPD die Stimme zu geben, raus aus der Sackgasse der Nichtwähler. […]“ (www.mlpd.de, 07.09.2013)
5 Die „Trägerorganisationen“ werden auf der Internetseite des „Internationalistischen Bündnisses“ aufgeführt. Dort wird das Projekt optisch klar als eines der MLPD zu erkennen gegeben. Siehe hierzu auch: Stefan Laurin: „Die Verbindungen der MLPD zur palästinensischen Terrorgruppe PFLP (Ruhrbarone, 13.09.2017). Recht ausführlich befasst sich der Verfassungsschutzbericht NRW 2014 mit den verschiedenen Vorfeldorganisationen der MLPD unter anderem auch mit der Liste AUF. Siehe auch den Wikipedia-Eintrag „Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands“.
Jedes Jahr findet in Kassel eine Gedenkveranstaltung anlässlich der Atombombenabwürfe gegen Japan statt. Dieses Gedenken findet in der Benennung eines Straßenzuges in Kassel nach Hiroshima die offizielle Unterstützung der Stadt. Angesichts der vielen zivilen Opfer der Atombombenabwürfe und des allgemeinen Schreckens, den Atomwaffen verbreiten, erscheint das Gedenken an Hiroshima und Nagasaki moralisch gegen jeden Vorwurf erhaben.
Im Gedenken an die Atombombenabwürfe geraten jedoch die Kategorien der Lehre vom gerechten Krieg (bellum iustum), vom Recht, einen Krieg zu führen (jus ad bellum) und vom Recht im Krieg (jus in bello) durcheinander. Die Atombombenabwürfe gegen Japan sind bis heute umstrittene militärische Handlungen. Hier gibt es also den Streit, ob die Atombombenabwürfe ein Kriegsverbrechen (ein Verstoß gegen das Recht im Krieg) oder eine legitime Kriegshandlung waren. Unabhängig davon waren sie eine militärische Handlung in einem rechtmäßigen und notwendigen Krieg der Alliierten. Fokussiert das Gedenken die Tatsache, dass ein Angriff mit Atombomben zwangsläufig die bei allen Kriegshandlungen zu beachtende Unterscheidung von Zivilisten und Kombattanten unmöglich macht und dass der Einsatz dieser Waffen ein Verstoß gegen das Verbot, vergiftende Waffen einzusetzen, darstellen, so besteht die Gefahr, dass die für den Zweiten Weltkrieg entscheidende Erkenntnis, dass die Achsenmächte (Deutschland, Japan und Italien) einen kriminellen Angriffs- und Vernichtungskrieg führten, in den Hintergrund rückt.
Die Achsenmächte hatten einen Krieg begonnen (Japan gegen China schon 1931), der von Anfang an ein unrechtmäßiger Krieg war und der als Vernichtungskrieg und totaler Krieg sich von allen bisher geführten Kriegen der Moderne unterschied. Die militärischen Aktionen der Achsenmächte richteten sich bewusst und gezielt gegen die Zivilbevölkerung der gegnerischen Staaten und banden im Konzept des totalen Krieges ebenfalls die eigene Zivilbevölkerung in das Kriegsgeschehen ein. Deutschland führte darüber hinaus einen antisemitisch motivierten Ausrottungsfeldzug.
Zu den militärischen Operationen Japans gehörte, wie im Fall der deutschen Kriegsführung in Osteuropa, die Schaffung von „Toten Zonen“. Tote Zonen sind Gebiete, in denen die Zivilbevölkerung von militärischen Einheiten ausgerottet, manchmal auch „nur“ vertrieben oder verschleppt wurde. Die Strategie der „Toten Zonen“ fand vor allem Anwendung durch deutsche Truppen in Weißrussland und durch japanisches Militär in vielen Landstrichen Chinas. Hier nannte sich diese Strategie die Politik der „Drei Alles“: Alles töten – Alles verbrennen – Alles plündern.
Das japanische Militär stand in Sachen Grausamkeit, gezieltem Massenmord, Rücksichtslosigkeit gegenüber der Zivilbevölkerung und Missachtung der Haager Landkriegsordnung den deutschen Nazitruppen in Nichts nach. Der einzige Unterschied zur deutschen Politik war das Fehlen des antisemitischen Vernichtungswahns. Japans Politik zielte nicht darauf ab, eine bestimmte Gruppe von Menschen unabhängig von militärischen Erwägungen systematisch zu vernichten. Die Vernichtungsaktionen gegen Zivilisten und Gefangene durch japanisches Militär waren zwar auch durch rassistische Überlegenheitsideologien begründet, fanden i.d.R. aber im Kontext militärischer Strategien und Aktionen statt.
In China führten japanische Flieger erstmalig ein Flächenbombardement gegen eine Stadt durch (Shanghai 1932).
In China kamen ca. 10 Millionen Zivilisten durch Säuberungsaktionen der japanischen Armeen um. 2 Millionen Vietnamesen und bis zu 4 Millionen Indonesier verhungerten während der japanischen Besatzung.
In Nanking brachten japanische Einheiten nach der Kapitulation der Stadt binnen weniger Wochen ca. 200.000 Zivilisten und bereits entwaffnete chinesische Kriegsgefangene um.
In China erprobte das japanische Militär bakterielle und chemische Waffen an Kriegsgefangenen und setzten biologische (Milzbrand, Beulenpest, Cholera) und chemische (Senfgas, Lewisite) Waffen im großen Stil gegen die chinesische Zivilbevölkerung ein. Ca. 580.000 Menschen starben durch diese Waffeneinsätze.
In Gefangenenlagern führten japanische Militärs (die berüchtigtste Einheit war die 731ste in Harbin) Menschenversuche an chinesischen Gefangenen und Zivilisten durch. Ein Veteran der Einheit 731 führte nach dem Krieg Japans größtes Pharmaunternehmen.
Ca. 200.000 koreanische, chinesische und südostasiatische Frauen wurden von japanischen Militärs zur Prostitution gezwungen (also systematisch vergewaltigt) und müssen heute noch endlos verschleppte, demütigende Prozesse um ihre Entschädigung führen.
Mehrere 10.000 alliierte Kriegsgefangene der Streitkräfte der Vereinigten Staaten, Großbritanniens, Hollands und Australiens und mehrere 100.000 asiatische Kriegsgefangene kamen in japanischen Gefangenenlagern durch willkürliche Tötungen, Misshandlungen, Hunger und Zwangsarbeit um.
Die Abwürfe der Atombomben auf Hiroshima am 6. August und Nagasaki am 9. August 1945 und der Einmarsch der sowjetischen Armee in die Mandschurei waren die entscheidenden Maßnahmen, Japan zur Kapitulation zu zwingen. Am 26. Juli 1945 formulierten die Alliierten eine deutliche Aufforderung an die japanische Regierung, den Krieg sofort zu beenden. Diese Aufforderung blieb unbeantwortet. Versuche einzelner japanischer Unterhändler über die Sowjetunion Bedingungen für eine Kriegsbeendigung auszuloten waren nicht autorisiert. Nach dem ersten Atombombeneinsatz wurde die Aufforderung an Japan, sofort und bedingungslos zu kapitulieren, wiederholt. Alle Forderungen wurden von den maßgeblich führenden japanischen Militärs und der japanischen Regierung ignoriert und abgelehnt. Das war auch nach dem zweiten Bombenabwurf auf Nagasaki noch so. Im Gegenteil: Durch abgehörte Funksprüche waren den Amerikanern die Planungen der japanische Militärführung bekannt, einen apokalyptischen Endkampf (Ketsu-Go) bis zum letzten Zivilisten auf dem japanischen Festland zu suchen. Das japanische Truppenkommando zog über eine halbe Million Soldaten und tausende Flugzeuge in dem Gebiet zusammen, das für die Invasion der US-amerikanischen Truppen als geeignet erschien. Es war ebenfalls geplant, mehr oder weniger unbewaffnete Zivilisten gegen die Invasionstruppen ins Feuer zu schicken. Dass dies tatsächlich eine Option der japanischen Militärs war und was die Soldaten der US-Armee bei einer Invasion des japanischen Festlandes erwartete, erfuhren die US-amerikanischen Truppen erstmals bei der Schlacht um Saipan und bei der Eroberung Okinawas. Kurz: Verantwortlich dafür, dass der Krieg nicht vor dem Abwurf der Atombomben beendet wurde, war Japan.
Bis heute fokussiert das Gedenken in Japan die eigenen Opfer, bis heute werden in das offizielle Gedenken japanische Kriegsverbrecher einbezogen. Über die Opfer des japanischen Krieges wird weitgehend geschwiegen. Das seit Jahren in Kassel praktizierte Gedenken an den Atombombenabwurf reproduziert diesen Geschichtsrevisionismus und diese unerträgliche Täter-Opfer-Umkehr. Es gibt in Kassel keinen Platz und keine Straße, die an japanische Kriegsverbrechen oder ausdrücklich an die damit verbundenen Schicksale erinnert. Es gibt in Kassel keine Gedenkveranstaltung, die an den Massenmord japanischer Militäreinheiten in Nanking und an anderen Orten in China erinnert. Es gibt den internationalen Gedenktag für die sogenannten Trostfrauen. Dieser findet am 14. August statt – nicht jedoch in Kassel. Japan war Verbündeter Deutschlands. In der Form deutschen Gedenkens an Hiroshima scheint der Geist dieses Bündnisses auf. Ein erster Schritt gegen diese Schieflage und gegen dieses Unwesen wäre, das Fuldaufer nicht mehr nach Hiroshima zu benennen.
Auch der Bezug der Veranstalter auf heute hinterlässt einen schalen Nachgeschmack. So wird wortreich der Besitz der Atomwaffen der Länder skandalisiert, die diese Waffe in erster Linie zu Abschreckungszwecken vorhalten. So umstritten und gefährlich diese Strategie bis heute ist, sie ist nicht Ausdruck eines politischen Ziels, den Gegner vernichten zu wollen. Die atomare Abschreckungsstrategie war darüber hinaus eine der Voraussetzungen dafür, dass es in der europäischen Nachkriegsordnung zu keinem Krieg kam und sie war wesentlicher Bestandteil der US-Amerikanischen Containment-Politik, die den westeuropäischen Staaten bei aller Widersprüchlichkeit eine freie und demokratische Verfasstheit garantierte.
Der internationale Gerichtshof in Den Haag hat 1996 festgestellt, dass die Androhung und der Einsatz von Atomwaffen verboten sind, also gegen das Völkerrecht verstoßen. Der Gerichtshof lässt nur eine Ausnahme zu: Den extremen Fall der Selbstverteidigung eines Staates, wenn das Überleben dieses Staates gefährdet ist. Die politische und militärische Führer des Iran haben mehrfach die Vernichtung Israel als politisches Ziel formuliert. Der Iran ist somit, neben Nordkorea, die einzige Nation der Welt, die explizit konkrete Vernichtungsdrohungen gegen eine andere Nationen ausspricht; das ist den Veranstaltern keine Silbe wert. Das Vorgehen der USA, die iranische Atomwaffe zu verhindern, dürfte bei den Veranstaltern des Gedenkens eher Kritik denn Zustimmung hervorrufen, die europäische Appeasementpolitik dem Iran gegenüber dagegen eher begrüßt werden.
Kassel ist Partnerstadt der israelischen Stadt Ramat Gan. Wir erwarten von der Politik in Kassel angesichts der iranischen Bedrohungspolitik und dessen aktive Unterstützung des antisemitischen Terrors ein klares Zeichen der Solidarität mit Israel. Wir erwarten auch, dass die deutsche und europäische Appeasementpolitik dem Iran gegenüber von Kassel eindeutig verurteilt wird. Ein Engagement gegen Atomwaffen in historischer Verantwortung muss heute vor allem heißen: Stoppt das iranische Atomprogramm!
Literaturhinweise:
Gar Alperovitz, Hiroshima. Die Entscheidung für den Abwurf der Bombe, Hamburg 1995.
Barton J. Bernstein, Understanding the Atomic bomb and the Japanese Surrender: Missed Opportunities, Little-Known Near Disasters, and Modern Memory. Diplomatic History 1995.
John W. Dower, War Without Mercy: Race and Powerin the Pacific War, 1987 Pantheon
Richard B. Frank, Downfall. The End of the Imperial Japanese Empire, New York 1999
Am 4. April 1945 marschierten US-Truppen in Kassel ein und beendeten die Naziherrschaft in dieser Stadt und setzten der deutschen Volksgemeinschaft ein Ende.
Die Truppen der Alliierten stießen bis in die letzten Tage auf Widerstand deutscher Einheiten, auch im Raum um Kassel. Bis in die letzten Tage produzierten Kasseler Rüstungskonzerne Panzer, die gegen die vorrückenden Alliierten eingesetzt wurden. Das lag daran, dass dem Nazi-Regime von der deutschen Bevölkerung kein entscheidender Widerstand entgegengesetzt wurde und dass dieses Regime bis in die letzten Wochen hinein, von einem großen Teil der deutschen Bevölkerung getragen wurde. So war es auch möglich, dass in den letzten Tagen der Naziherrschaft sowohl im Kasseler Gefängnis Wehlheiden politische Gegner und Zwangsarbeiter in Wilhelmshöhe ermordet wurden. (Hierzu im Überblick: Orte_der_Erinnerung)
Die Kasseler Geschichte ist dabei für Deutschland typisch. Kurz vor Kriegsbeginn – vom 3.- 5. Juni 1939 – kommt es in Kassel zu einem Massenspektakel. Über 200.000 ehemalige Soldaten und Angehörige der Deutschen Wehrmacht kommen, um das militärische Spektakel des „Großdeutschen Reichskriegertags 1939“ zu erleben.
In Kassel gab es eine Tradition des Nationalismus, Militarismus, Autoritarismus und des Revanchismus. Rechte Parteien, wie die DNVP und die DVP, Krieger- und Vaterländische Vereine und der Stahlhelm beherrschten das politische Klima mit Massenaufmärschen, Gedenktagen und Versammlungen. Die NSDAP griff das Gedankengut dieser Gruppierungen in verschärfter und zugespitzter Form auf und fand daher auch in Kassel schnell eine breite Zustimmung. In einigen Stadtteilen erhielt sie weit über 50 % der abgegebenen Stimmen. 1932 wurde die NSDAP mit knapp unter 50% der Wählerstimmen dann die stärkste Partei in Kassel.
Kassel war die Stadt Roland Freislers. Freisler war ein hoher Funktionär im NS-Staat, an der Wannseekonferenz beteiligt und dann berüchtigter Präsident des Volksgerichtshofes. Er war verantwortlich für etliche Todesurteile (z.B. gegen die Mitglieder der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“). Freislers Karriere begann in Kassel als gewählter Stadtverordneter.
In Nordhessen war Antisemitismus en vogue. Bei den Reichstagswahlen 1907 und 1912 setzte sich der Kasseler Kandidat der „Wirtschaftspartei“, ein bekennender Antisemit, durch. Die Hälfte der 1907 und 1911 in den deutschen Reichstag gewählten Vertreter der Antisemiten, kam aus dem Kasseler Regierungsbezirk. Schon seit Mitte der zwanziger Jahre kam es in Kassel immer wieder zu antisemitischen Übergriffen gegen Juden. Der offene Terror gegen die Kasseler Juden begann mit der Machtergreifung des Nationalsozialismus 1933. Der erste Höhepunkt der Verfolgung fand mit dem Pogrom am 07. November 1938 in Kassel statt, zwei Tage vor der reichsweiten Reichspogromnacht. 1941 setzte die Deportation der Kassler Juden nach den Osten ein, wo sie umgehend ermordet wurden. Eine organisierte Form, ihre jüdischen Nachbarn vor der Ermordung zu schützen, gab es wie in ganz Deutschland auch in Kassel nicht. Vielmehr profitierten auch in Kassel viele vom „Verschwinden“ ihrer jüdischen Nachbarn.
Kassel war eine wichtige Stadt der Rüstung. Bis in die letzten Kriegstage wurden in den Kasseler Firmen Rüstungsgüter produziert, die die Wehrmacht für den Angriffs- und Vernichtungskrieg ausrüsteten. Panzer und Lastwagen durch die Firmen Henschel, Credé & Co. und Wegmann sowie Flugzeuge, Flugzeugmotoren und Flugbomben durch die Firmen Henschel, Fieseler und Junkers. Doch nicht nur das Kapital, sondern das auch deutsche Proletariat produzierte weitgehend reibungslos in den Fabriken die erforderlichen Waffen, sofern es nicht als Vernichtungskrieger seinem Handwerk in den Reihen der Wehrmacht nachging. Verweigerung, Sabotage und Aufbegehren leisteten trotz massiven Terrors der Gestapo in erster Linie die ausländischen Zwangsarbeiter in den Kasseler Fabriken.
Kassel war Garnisonsstadt der Wehrmacht. Mehrere Wehrmachtseinheiten waren in den verschiedenen Kasernen Kassels stationiert. Sie wurden gegen Polen eingesetzt. Von dort wiederkehrend, wurden sie von mehreren Tausend Bürgern in Kassel feierlich begrüßt. Danach wurden sie in Frankreich und dann im Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion eingesetzt. Die Blutspur dieser Einheiten reichte bis kurz vor Moskau, bis sie dann in Stalingrad von der Roten Armee vernichtet wurden. Nur etwa 100 Nordhessen machten den Vernichtungskrieg nicht mit, desertierten oder liefen über.
Wie überall in Deutschland leisteten einige mutige Nordhessen (Kommunisten, einzelne Sozialdemokraten, Gewerkschafter, Humanisten, Christen, Anarchisten u.a.) Widerstand gegen das NS-Regime. Es wurden Flugblätter und Zeitungen verteilt, Plakate geklebt und Parolen gegen die Nazipolitik an die Wände gemalt. Die gesellschaftliche Isolierung des Widerstandes, Zerwürfnisse untereinander, aber auch ihre häufig fatalen Fehleinschätzungen des Nationalsozialismus führten dazu, dass der Widerstand schnell zerschlagen wurde und wirkungslos blieb.
Es war nicht der antifaschistische Widerstand in Deutschland der die Naziherrschaft in Europa und Deutschland beendete, sondern die Truppen der Alliierten. Es waren die Truppen der Westalliierten die demokratische und freiheitliche Verhältnisse in Kassel, in den westlichen Besatzungszonen und in Westeuropa durchsetzten. In Kassel waren es Einheiten der 80. US-Infanteriedivision.
Am 21. November 2019 lief eine Sitzung des Ortsbeirates Nord (Holland) in Kassel aus dem Ruder. Thema war der Ausbau der in diesem Ortsteil von der DITIB betriebenen Moschee Merkez Camii. Der Ortsbeirat hatte Vertreter des „Moschee-Vereins“, unter ihnen deren Vorsitzenden, Seyfettin Eryörük, eingeladen, das Projekt vorzustellen.1 „Auf insgesamt 2.700 Quadratmetern will der Verein einen nach Geschlechtern getrennten Gebetsraum für 500 Personen und zwei Minarette errichten“, hieß es in der HNA.2 Im Protokoll der Sitzung des Ortsbeirates wird die Geschlechtersegregation geflissentlich verschwiegen. Stein des Anstoßes war jedoch nicht die islamistische Geschlechterapartheid sondern der Besuch von Vertretern des „Verbandes der Studierenden aus Kurdistan“. Sie waren auf der Sitzung anwesend und stellten kritische Fragen und benannten die DITIB als das was sie ist: Eine Spionageinstitution und ein Propagandaapparat der türkischen AKP-Regierung.3 Dies führte zum Eklat. Eryörük belog die weitgehend ahnungslosen Vertreter des Ortsbeirates: Die den Wolfsgruß und die Rabia zeigenden Anwesenden, die sich am Rande einer Kundgebung vor der Moschee präsentierten4, hätten nichts mit der Moschee zu tun. Nach energischem Widerspruch der Studenten verließ er wutentbrannt die Sitzung.
Eryörük: Die Politik bleibt draußen. „Die Leute, die faschistische Symbole gezeigt hätten, seien keine Mitglieder der Moschee“ (HNA 27.11.2019) Eryörük zeigt anlässlich einer kurdischen Kundgebung im Februar 2018, vor dem Eingang der Moschee stehend, den Rabia-Gruß, neben ihm entrichtet ein weiterer Mann den Wolfsgruß.
Eryörük ist in Kassel eine wichtige Figur in legalistisch-islamistischen5 AKP-Kreisen. Eryörük wird als UETD-Aktivist genannt.6 Zusammen mit seinen Gesinnungsgenossen, von denen einige in seinem Beisein den faschistischen Wolfsgruß entrichteten, fuhr er zu Wahlkampfveranstaltungen der AKP und posierte auch schon einmal unter der osmanischen Kriegsflagge.7
In Kassel ist es für die, die es wissen wollen, alles andere als ein Geheimnis, dass die in Deutschland lange Zeit größte rechtsextremistische und antisemitische Organisation, die Grauen Wölfe8 und die antisemitisch-islamistische Milli Görüs9, eng mit der DITIB zusammenarbeiten.10 Wer sich mit offenen Augen im, sich selbst als „bunt“ und „multikulturell“ preisenden, Kasseler Stadtteil Nord (Holland) und angrenzenden Straßen bewegt, kann deren Präsenz kaum übersehen.
Der Eklat der Sitzung führte zu einer weiteren Sitzung am 19. Dezember, auf der die Ereignisse am 21. November reflektiert werden sollten. Vorbereitet waren die Vertreter des Ortsbeirates erneut nicht. Dafür rückten zur Sitzung am 19. Dezember der Fraktionsvorsitzende der Partei „Die Grünen“ in der Kasseler Stadtverordnetenversammlung, gleichzeitig „Stadtteilbeauftragter“, Boris Mijatovic sowie der Vorsitzende des Ausländerbeirates Kassel, Kamil Saygin an. Saygin ist wie Eryörük mit der UETD zu assoziieren und wie dieser auf der von Islamisten durchsetzten Liste G 200011 in den Ausländerbeirat gewählt. Saygin versuchte den Anwesenden die Mär aufzutischen, dass die DITIB ein neutraler Verein sei.
Mijatovic schien an Aufklärung nicht interessiert. Sichtlich verärgert reagierte Mijatovic auf die auch dieses Mal anwesenden Kritiker der DITIB. Er versuchte mit Verweis auf Formalien ihnen den Wind aus den Segeln zu nehmen und tischte dem Publikum Geschichten über verängstigte Bürger auf. Letzteres rief sogar bei den Vertretern des Ortsbeirates Verwunderung hervor. Unterstützt durch die Mehrheit der Vertreter des Gremiums, ließen sich die Kritiker der DITIB nicht einschüchtern und legten die politischen Verbindungen der islamistischen Gruppen in Kassel dar. Nicht alles müsse einem gefallen, entgegnete Mijatovic und führte als Beispiel die Universität Kassel an. Auch die müsse man akzeptieren, obwohl dort ein Professor lehre, der sich als Genderkritiker hervortue. Was er damit sagen wollte, blieb sein Geheimnis. Ob er die Kasseler Islamisten und türkischen Rechtsextremen mit einem in Sachen Geschlechterpolitik tatsächlich verwirrten und nicht ernst zu nehmenden Professor auf eine Stufe gestellt wissen wollte, blieb unaufgeklärt. Oder wollte er die Uni als (potentielle) Institution der Aufklärung und Bildung mit einer Moschee, die gemäß Erdogan als Kaserne der von ihm als Soldaten bezeichneten Gläubigen anzusehen ist12, auf eine Stufe gestellt wissen? Sichtbar gegen den Unwillen von Mijatovics setzte sich die Mehrheit des Gremiums damit durch, mit den tatsächlich Sachverständigen eine Arbeitsgruppe zu bilden, um dann den Moschee-Verein mit Fragen konfrontieren zu können. Ob das was bringt, wird sich zeigen. Ein Ortsbeirat hat im Gegensatz zur DITIB nicht viel zu melden und kein politisches Gewicht.
Einen guten Überblick über legalistische und salafistische islamisch(istisch)e Organisationen gibt die Broschüre des AK Raccoons: „Niemand kann auf Dauer eine Maske tragen„.
4 Eryörük gehörte selbst zu den Personen, die am Rande einer kurdischen Kundgebung vor der DITIB-Moschee stehend, den Rabia-Gruß zeigte. Die Rabia, eigentlich „R4bia“, ist die nach außen gekehrte Hand mit vier gereckten Fingern und eingeklappten Daumen. Sie gilt als das Zeichen der Muslimbruderbewegung. (dazu z.B.: Was Erdogans islamistischer „Rabia-Gruß“ bedeutet, Tagesspiegel 28.09.2018) Direkt neben Eryörük stand eine Person, die den Wolfsgruß entrichtete. Der Wolfsgruß, bekannt auch als „Schweigefuchs“, stellt sich durch den ausgestreckten Zeigefinger und kleinen Finger und den unter dem Daumen eingeklappten Mittel- und Ringfinger dar und ist der Gruß der grauen Wölfe. (vgl.: Wölfe und Halbmonde, Die Symbolik der Ülkücü-Bewegung, 9/2015)
5 Der Historiker Heiko Heinisch spricht, wie Sigrid Herrmann-Marschall, im Fall von Gruppierungen wie der DITIB, der Milli Görüs u.a. vom „legalen Islamismus“. Dieser sei im Ergebnis gefährlicher, als der Jihadismus und Salafismus sei. „Den Salafismus halte ich langfristig für das kleinere Problem, ebenso wie den Jihadismus. Das sind beides sehr auffällige Gruppen, die ihre Ideologie nicht verleugnen und auch nach außen deutlich erkennbar auftreten. Für gesellschaftlich gefährlicher halte ich jene Gruppen, die aus der Muslimbruderschaft oder der türkischen Millî Görüş heraus kommen. Diese treten nach außen gesetzeskonform auf; wenn man sie fragt, bejahen sie die Verfassung und den Staat. Intern pflegen sie aber einen ganz anderen Diskurs. Sie versuchen, mit einem vermeintlich demokratiekonformen Auftreten gesellschaftliche Veränderungen herbeizuführen. Sie pflegen eine Ideologie, die nicht weit entfernt ist von der der Salafisten. Damit gehen sie allerdings nicht offen um.“ (Heiko Heinisch im Interview mit Julia Hoffmann, Jungle.World, 2019/50)
6 Die UETD oder UID ist eine Lobby-Organisation der islamisitischen AKP.
8 Die Grauen Wölfe (Türk Federasyon, ATIB und ATB) werden in einem Artikel der Bundeszentrale für politische Bildung „mit mindestens 18.500 Mitgliedern [als] die stärksten rechtsextremen Organisationen in Deutschland – noch vor der NPD mit rund 5000 Mitgliedern“ genannt. (Einführung: Graue Wölfe und türkischer Ultranationalismus in Deutschland) Die Broschüre des Verfassungsschutzes „Antisemitismus im politischen Extremismus“ (2016) stellt fest, dass „die Bewegung, deren Anhänger als ‚Graue Wölfe‘ bezeichnet werden“ einen „ausgeprägten Judenhass“ pflegen. (S. 13) Die ATB betreibt in der im Stadtteil Nord (Holland) liegenden Bunsenstraße eine Moschee.
9 Zur Milli Görüs führt die in Fußnote 8 genannte Broschüre des Verfassungsschutzes aus: „Auch in der ‚Millî Görüş‘-Bewegung wird das Stereotyp einer Verschwörung der Juden zur Weltherrschaft verbreitet. […] Nusret Çayir, selbsternannter Deutschland- und Europavertreter der ‚Ismail Ağa Cemaati‘ (IAC), [propagiert] offen den Judenhass. Unter Bezugnahme auf den Koran bezeichnete er die Juden als ein ‚minderwertiges Volk‘, das in der Hierarchie unterhalb des Tieres stehe […]“ (ebda, S.17) Die Milli Görüs betreibt eine Moschee in der an den Stadtteil Nord-Holland angrenzenden Jägerstraße.
12 Zitat Erdogan: „Die Demokratie ist nur der Zug, auf den wir aufsteigen, bis wir am Ziel sind.
Die Moscheen sind unsere Kasernen, die Minarette unsere Bajonette, die Kuppeln unsere Helme und die Gläubigen unsere Soldaten.“ (vgl., Abdel-Hakim Ourghi, Demokratie im Dienst der Religion. Wie die Türkei die Chance verpasste, einen modernen Islam zu etablieren, in: zeit.de, 21.06.2016)
das Bündnis gegen Antisemitismus Kassel wendet sich mit folgendem Anliegen an Sie.
Sie, die Betreiber des Cineplex Capitol und des CineStar in Kassel wollen am 2. Oktober 2019 den Film „Us and Them“ von Roger Waters aufführen.
Der Beauftragte der Hessischen Landesregierung für Jüdisches Leben und den Kampf gegen den Antisemitismus sowie der Bürgermeister der Stadt Frankfurt, Uwe Becker, hat sich gegen die Aufführung des Films des früheren Pink Floyd Künstler Roger Waters „Us+Them“ in den hessischen Kinos ausgesprochen1. Wir möchten uns dem Appell des hessischen Beauftragten Becker anschließen.
Becker führt in seiner Erklärung aus: „In den zurückliegenden Jahren hat sich der britische Musiker Roger Waters immer mehr zu einem hasserfüllten Gegner des Staates Israel entwickelt und tritt mit zunehmender Aggressivität für die antisemitische Boykottbewegung BDS2 ein.“ Gegenüber einzelnen Künstlerinnen, Künstlern oder ganzen Veranstaltungen, wie zum Beispiel dem zurückliegenden Eurovision Song Contest in Tel Aviv in diesem Jahr, nutzt Waters seine Bekanntheit, um in diffamierender Weise gegen den Jüdischen Staat zu hetzen. „Dabei übt er auch mit hohem medialen Aufwand Druck auf andere Künstler aus, um diese von möglichen Auftritten in Israel abzuschrecken.“
Waters ist ein Beispiel für aggressiven Hass auf Israel, der als die heute weitgehend gesellschaftlich kaum sanktionierte Form des Antisemitismus gilt. Neben seinem aggressiven Eintreten für die BDS-Bewegung hatte Roger Waters auf Konzerten u.a. auch Ballons in Schweineform die er mit einem Davidstern versehen hatte, aufsteigen lassen.
Nach öffentlichen Protesten hatten sich im Jahr 2017 mehrere ARD-Sender von Roger Waters aufgrund dessen antisemitischer Aktionen distanziert und die geplante Übertragung seiner Konzerte abgesagt. Wir sind der Meinung, dass auch die Kasseler Kinos, diesen Schritt vollziehen sollten. Filme von offen und offensiv antisemitisch auftretenden Künstlern sollten auf den Kasseler Leinwänden keine mediale Plattform erhalten.
Wir würden es daher begrüßen, wenn Sie diesen Film absetzten würden. Denn mit Roger Waters, so Becker „hetzt ein bekannter Künstler mit all seiner medialen Wirkung gegen Israel und gegen Jüdisches Leben.“
Dem Antisemitismus entgegenzutreten heißt – keine Toleranz dem Israelhass, auch nicht in den Kinos Kassels!
1 Dem Antisemitismus keine Plattform bieten Hessischer Antisemitismusbeauftragter gegen die Aufführung des Roger Waters Films „Us+Them“ in Hessischen Kinos (Honestly Concerned, 4. September 2019)
2 BDS ist die Abkürzung für die international agierende Bewegung „Boycott, Divestment and Sanctions“. Diese Bewegung tritt u.a. für den Boykott israelischer Produkte und israelischer Künstler ein. Der Bundestag hat am 17.09.2019 mehrheitlich festgestellt, dass die Argumentationsmuster und Methoden der BDS-Bewegung antisemitisch sind. (Drucksache 19/10191)
In Kassel drücken Nazis am 20. Juli 2019 unverblümt die Quintessenz des Antisemitismus aus. Die hier abgebildete Parole, die auf die Öfen in Auschwitz und auf die SS anspielt, geht über den strafbewehrten Tatbestand der Holocaustleugnung hinaus, es ist die Forderung nach Auschwitz. Beschlagnahmt wurde das Plakat nicht, verhaftet wurden die Propagandisten des Vernichtungsantisemitismus auch nicht. Aber auch der Protest gegen die Nazis in Kassel blieb gegenüber dem Kern der Naziideologie mehr oder weniger sprachlos.
„Ist die qualitative Besonderheit der Vernichtung des europäischen Judentums einmal erkannt, wird klar, daß Erklärungsversuche, die sich auf Kapitalismus, Rassismus, Bürokratie, sexuelle Unterdrückung oder die autoritäre Persönlichkeit stützen, viel zu allgemein bleiben.“ (Moishe Postone)