Solidarität mit Israel – Dem Antisemitismus entgegentreten – Stoppt BDS!

Am 16. Juni 2022 riefen Malca Goldstein, das Bündnis gegen Antisemitismus Kassel, das Junge Forum DIG-Kassel, die Gruppe Thunder in Paradise, die Gruppe AG Antifa Halle und das Bündnis gegen Antisemitismus Kiel zur Kundgebung gegen die Präsentation antizionistischer und antisemitischer Agitatoren auf der documenta 15 auf.

Wir eröffneten unsere Kundgebung mit Bob Dylans „Neighborhood Bully“

Auf der Kundgebung redeten Malca Goldstein-Wolf, Stefan Naas (Landtagsabgeordneter der FDP in Hessen), Daniel Kohn (WerteInitiative.jüdisch-deutsche Positionen), Franziska Schwedes (Junge Union Kassel), Thunder in Paradise, Junges Forum DIG Kassel und zuletzt gab es einen Beitrag vom BgA-Kassel. Malca Goldstein-Wolf verlas das Statement des Antisemitismusbeauftragten des Landes Hessen Uwe Becker. Der geplante Beitrag der Gruppe AG Antifa Halle fiel krankheitsbedingt leider aus.

Den ersten Teil der Kundgebung kann man hier hören: Redebeiträge Kundgebung am 16.06.2022.

Den zweiten Teil der Kundgebung leiteten wir mit dem Song Counterstrike von Sabaton ein.

Der Beitrag der Gruppe Thunder in Paradise kann hier nachgelesen werden: Volkskunst gegen Israel. Zum Elend des Kulturbetriebs.

Der Beitrag des JuFo DIG-Kassel kann hier nachgelesen werden: Redebeitrag

Im Folgenden veröffentlichen wir unseren Beitrag:

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Genossinnen und Genossen,

erinnern Sie sich an Andreas Kalbitz? Kalbitz war Vorsitzender der Brandenburger AfD bis ihm 2020 seine Parteimitgliedschaft entzogen wurde, weil er in den Neunzigerjahren Mitglied in eindeutig neonazistischen Organisationen war. Oder Wolfgang Gedeon – AfD-Abgeordneter im Landtag in Baden-Württemberg. Nachdem ans Licht kam, dass dieser in seinen Büchern unter anderem davon schrieb, die Juden arbeiteten an der Versklavung der Menschheit, forderte sein Parteikollege Jörg Meuthen, den Parteiausschluss, womit er schließlich auch Erfolg hatte. Man sah sich zum Handeln gezwungen, da es eine offensichtliche Diskrepanz gab zwischen dem Licht, in dem man im Auge der Öffentlichkeit gern stünde – im Falle der AfD das einer bürgerlichen Partei – und jenem, das die besagten Akteure stattdessen auf die eigene Gruppe warfen. Es wurden pragmatische Schlüsse gezogen und zumindest für den tatsächlich bürgerlichen Teil der AfD-Anhängerschaft konnte nach außen hin demonstriert werden, wie ernst man es mit den eigenen Idealen meint. Die Parteien links der AfD zeigten sich empört doch wenig überrascht, wussten sie doch schon immer von der faschistischen Bedrohung, die von der Partei ausgehe.

Fragt man nach dem Licht, in dem die Veranstalter der documenta sich gerne sonnten, so würden sie womöglich antworten, dass es die natürlichen Textilfarben Indonesiens seien – stellvertretend für das der Ausstellung zu Grunde liegende lumbung-Prinzip mit Fokus auf Kollektivität, gemeinschaftlichen Ressourcenaufbau und gerechte Verteilung. Ein Traum von Gemeinwohlökonomie und Harmonie mitten im durch seine optische Erscheinung immer noch an das Elend vom verlorenen Weltkrieg erinnernden Kassel – ein Schelm, wer dahinter böses vermutet. Und genau dieser Schelm fand sich – im Bündnis gegen Antisemitismus Kassel. Meine Vorredner sind bereits auf die Recherche des BgA-Kassel sowie das durch sie losgetretene mediale Echo eingegangen, das den postmodernen Diversitätsglanz der Kunstaktivisten trüben sollte.

Auf den antisemitischen „Letter Against Apartheid“, den unter anderem der regelmäßig als Sprecher der ruangrupa auftretende Ada Darmawan unterzeichnet hat, möchte ich etwas näher eingehen. In diesem Brief aus dem Mai 2021, wird dem israelischen Staat unter anderem vorgeworfen, er „massakriere“ die Bevölkerung Gazas, lösche ganze Familien aus und zerstöre gezielt die Infrastruktur dieses „ohnehin beinahe unbewohnbaren“ Gebietes. Dass es die mörderische Infrastruktur der Hamas-Raketenlager ist, die seitens der israelischen Streitkräfte gezielt zerstört wird, dass diese Lager von der islamistischen Terrororganisation bewusst inmitten von dicht bewohnten Gebieten positioniert werden, deren Bewohner als menschliche Schutzschilde fungieren und dass ebenjene Hamas der Grund für das Elend der in Gaza lebenden Bevölkerung ist, wird bewusst verschwiegen. Und selbstverständlich werden auch die 4360 Raketen mit keinem Wort erwähnt, die zur gleichen Zeit von palästinensischer Seite in Richtung israelischer Wohngebiete abgeschossen wurden, mit dem Ziel, die dort lebenden Juden zu vernichten, aus dem einzigen Grund, dass sie Juden sind.

Von den zahlreichen Unterstützern israelfeindlicher Kampagnen, die in entscheidenden Positionen an der documenta 15 mitwirken, möchte ich an dieser Stelle mit Lara Khaldi und Yazan Khalili zwei weitere Akteure beleuchten. Erstere ist die ehemalige Direktorin des „Khalil al Sakakini Cultural Center“ aus Ramallah. Der Namensgeber einer der laut Eigenbeschreibung „führenden palästinensischen Kunst- und Kulturvereine“ ist der arabische Nationalist und Anhänger Hitlers Khalil al Sakakini. Ihm zufolge habe Hitler „der Welt die Augen geöffnet.“ Bevor er an die Macht gekommen ist, habe die Menschheit die Juden und ihren grenzenlosen Einfluss gefürchtet. Hitler habe die Juden in ihre Schranken gewiesen. Damit steht er den eingangs zitierten Aussagen des AfD-Mannes Wolfgang Gedeon an Judenhass in nichts nach. Nun stellen Sie sich einmal vor, eine documenta-Künstlerin entspränge einem Wolfgang Gedeon Kunst- und Kulturzentrum, die Konsequenzen muss ich Ihnen wohl kaum ausmalen. Zwar tritt die Gruppe um Lara Khaldi inzwischen als „The Question of Funding“ unter geändertem Namen auf, eine Distanzierung vom Antisemitismus ihres Namensgebers wird jedoch damit nicht einhergegangen sein. Yazan Khalili, neben der eben erwähnten Lara Khaldi einer der Sprecher des Kollektivs, ist nicht nur BDS-Unterstützer. Der seitens meiner Vorredner erwähnte Umstand, dass die BDS-Kampagne sich in Bezug auf das Existenzrecht Israels im Nebel hält, trifft auf ihn nicht zu. Er fordert die Beendigung des Zionismus und damit die Auslöschung Israels als jüdischer Staat. Dass die für deutsche Verhältnisse überraschend deutliche Positionierung des Bundestages gegenüber der BDS-Kampagne klare Richtlinien liefert, wie man sich gegenüber Unterstützern dieser Gruppe zu verhalten hat, haben meine Vorredner bereits ausführlich zur Sprache gebracht. Genauso die persönlichen Angriffe und Verleumdungen gegenüber den Mitgliedern des BgA-Kassel. Mit der Diffamierung dieser als „Antideutsche“ will man, beispielsweise bei der Lokalzeitung HNA, den womöglich unvoreingenommenen Lesern die Arbeit ersparen, sich mit den tatsächlichen Vorwürfen auseinanderzusetzen, da mit dieser „anti-islamischen“ und wahrscheinlich sogar „rassistischen“ Gruppe ohnehin kein vernünftiges Wort zu reden sei. Wie auch, wenn sie mit dem Antisemitismusvorwurf als Totschlagargument um sich schmeißen?

Diese Argumentation steht dabei ganz in deutscher Nachkriegstradition. So sprach auch schon der Schriftsteller Martin Walser bei seiner Rede zur Verleihung des Friedenspreises des deutschen Buchhandels im Jahr 1998 von Auschwitz als Moralkeule, die Deutschland auf ewig seine Schande vor Augen führen solle. Ähnliche Behauptungen wie die, dass „Vergangenheitsbewältigung als gesamtgesellschaftliche Daueraufgabe (…) ein Volk (lähmt)“ des Thüringer AfD-Fraktionsvorsitzenden Björn Höcke hatten im Januar 2017 noch zu einem empörten Aufschrei der deutschen Tagesblätter geführt. Stehen im Zentrum der Kritik nicht mehr die Rechtspopulisten, sondern solche, die der Volksgemeinschaft gegen rechts ihren multikulturellen Anstrich geben, dann bedienen sich die wiedergutgewordenen Deutschen in ihrer Entrüstung derselben Argumentationsschemata wie ihr blaues Feindbild aus Thüringen.

Ein weiterer Vorwurf gegenüber den Kritikern des sich im documenta-Team manifestierenden Antisemitismus ist schließlich der, es ginge ihnen um eine Zensur der Kunst. Nun ist die documenta keine private Kunstausstellung, die frei nach Lust und Laune unter dem Deckmantel der Kunstfreiheit ideologisch aufgeladenen Aktivismus gegen Israel nach Nordhessen bringt. Die documenta GmbH ist eine gemeinnützige Gesellschaft, die von der Stadt Kassel und dem Land Hessen als Gesellschafter getragen und zudem durch die Kulturstiftung des Bundes finanziell unterstützt wird. Akteure wie Ruangrupa wurden von einer Expertenkommission explizit eingeladen und vom Kasseler Oberbürgermeister Christian Geselle bestätigt.

Dass die Dämonisierung Israels im Kunstbetrieb des 21. Jahrhunderts nicht die Ausnahme sondern die Norm ist, hätte umso mehr eine vorherige Kontrolle bedingen müssen, die zum Resultat hat, dass es nicht öffentlich als solche erkennbare Antisemiten sind, deren Arbeit man mit zigmillionen Euro an Steuergeldern fördert und deren Ressentiments man eine internationale Bühne bietet.

Sind es Beschlüsse wie der des Bundestages, der BDS-Bewegung entgegenzutreten oder die zuletzt vom heutigen Bundeskanzler Olaf Scholz im Mai 2021 verkündete Zusage, die Sicherheit Israels müsse Teil der deutschen Staatsräson sein, die eine Idee davon geben könnten, welches Licht es ist, in dem die zentralen Akteure der Bundesrepublik gern erstrahlen würden? Dann muss man mit Blick auf die documenta feststellen, dass es ihnen so ernst mit diesem Bestreben nicht sein kann. Der Schatten, den der schon im Vorhinein grassierende Antisemitismus aus dem documenta Umfeld auf den bunten Heiligenschein der lumbung-Bewegten wirft, trägt bislang – und wohl auch in Zukunft – keine personellen Konsequenzen mit sich.

Seit Januar haben viele Zeitungen von Welt und FAZ bis zur New York Times die Kritik des BgA aufgegriffen. Damit haben sie der Debatte die Reichweite verschafft, die auch Claudia Roth letztendlich zu dem in der letzten Rede zitierten Lippenbekenntnis bewegte. Diesem Umstand zum trotz trat mit dem Künstler Agus Nur Amal vergangenen Mittwoch ein weiterer Unterzeichner des antisemitischen „Letter Against Apartheid“ vor Journalisten aus aller Welt im Zuge der Pressekonferenz im hiesigen Auestadion auf. Damit zeigt sich in der Institution documenta die Manifestation einer antisemitischen Kontinuität, die schon mit völkischen Ideologen wie Joseph Beuys deutlich zum Vorschein trat und zuletzt in der Performance „Auschwitz on the Beach“ im Zuge der documenta 14 gipfelte. Ihr progressiver Schein fällt ab und ans Licht kommt das, was diese weltweit bedeutendste Ausstellung für zeitgenössische Kunst tatsächlich darstellt, ein postmodernes Happening gegenaufklärerischer Selbstbeweihräucherung, in dem der Hass auf Israel nicht nur zum guten Ton gehört, sondern Teil der ihm immanenten Ideologie ist.

Wir fordern: keine Safe-Spaces für Antisemiten, keine Zusammenarbeit mit der BDS-Bewegung und Kampf den Feinden des jüdischen Staates!
(JB)


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Aufruf zur Kundgebung: 18. Juni 2022

Solidarität mit Israel – Dem Antisemitismus entgegentreten – Stoppt BDS

Dem Israelboykott keine Bühne auf der mit Steuergeldern finanzierten documenta 15!

18. Juni ab 14:00 Uhr, Friedrichsplatz, Kassel

Die documenta ist eine Ausstellung zeitgenössischer Kunst, die weltweit Beachtung findet. Recherchen des Bündnisses gegen Antisemitismus Kassel förderten zu Tage, dass zahlreiche Anhänger der BDS-Bewegung und Kritiker des Bundestagsbeschlusses sowohl unter den berufenen Künstlern als auch in den Leitungsgremien der documenta 15 vertreten sind. Auch im Kuratorenteam „ruangrupa“ unterstützen die führenden Mitglieder Ade Darmawan und Farid Rakun Israelboykottbewegungen. Zahlreich sind insbesondere auch in den leitenden Gremien der documenta die Unterstützer des notorisch gegen Israel hetzenden „A Letter against Apartheid“.

Ohne dass es jemanden aufgefallen oder gar aufgestoßen wäre, wurde 2021 das palästinensische Kollektiv „The question of Funding“ in den „lumbung“ – das künstlerische Herz der documenta – berufen. Das Kollektiv steht in der Tradition des palästinensischen Nationalisten Khalil al Sakakini, der sich als Anhänger Hitlers bezeichnete. Akteure dieses Kollektivs, wie Yazan Khalili, sind Anhänger verschiedener Israelboykottinitiativen und treten für die Abschaffung Israels ein.

Nachdem die Recherchen des BgA-Kassel überregional in den Medien Beachtung fanden, taten die Stadt Kassel, die leitenden Kräfte der documenta und die politisch Verantwortlichen im Land Hessen zunächst alles dafür, dass unter den Augen der Weltöffentlichkeit und im Namen der Kunstfreiheit, Antizionismus als zu tolerierende Position einer multiperspektivischen Sicht auf die Welt als Kunst zu gelten habe. Unter dem Verweis auf die Freiheit der Kunst, wurde der Zusammenhang von Israelhass, Antizionismus und Antisemitismus schlicht ignoriert. Es reichte aus, dass die documenta 15 erklärte, Antisemitismus zu verurteilen. Der Kasseler Oberbürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzende der documenta Christian Geselle dekretierte: Eine Überprüfung findet nicht statt!

Nach dem sich die gerade berufene Kulturstaatsministerin Claudia Roth – ebenfalls Kritikerin des BDS-Beschlusses – einschaltete, rangen sich die Verantwortlichen der documenta 15 dazu durch, eine Diskussionsrunde zu organisieren, um über Antisemitismus und Islamophobie (sic!) zu diskutieren. Im April wurde klar, dass die Hälfte der geladenen „Experten“ entweder Kritiker des BDS-Beschlusses oder Anhänger der BDS-Bewegung sind. Nachdem bekannt wurde, dass die documenta auch die Expertise des Zentralrats der Juden Deutschlands ausschlug, wurde die angekündigte Diskussion wieder abgesagt. Im Nachgang verkündete die Kulturstaatsministerin, Boykotten gegen israelische Künstlerinnen und Künstler im Kulturbetrieb sei gemeinsam entgegenzutreten.

Wie das bei einer Kunstschau funktionieren soll, in der leitende Personen (Kuratoren, Künstlerische Leitung und Verantwortliche für die Öffentlichkeitsarbeit) Israel als Apartheidssystem verunglimpfen, die den Beschluss des Bundestages zur antisemitischen BDS-Bewegung ablehnen und die Künstler aus Palästina eingeladen haben, die offen die BDS-Bewegung unterstützen und Israel abschaffen wollen und deren Generaldirektorin Sabine Schormann keinerlei Problembewusstsein über den Zusammenhang von Israelhass, Antizionismus und Antisemitismus zeigt, bleibt das Geheimnis derer, die sich mit den Erklärungen und Absichtserklärungen der Kulturstaatsministerin zufrieden geben.

Wir geben uns nicht damit zufrieden, einfach abzuwarten, ob die künstlerischen Aktionen der Antizionisten und Israelhasser sich vielleicht gerade im Bereich des zu Duldenden bewegen.

Wir verurteilen, dass mit viel öffentlichen Geldern Antisemiten, Israelhassern und Antizionisten eine Bühne geboten wird, die weltweit Beachtung findet.

Auch auf der documenta muss gelten: Keine Toleranz dem Antizionismus – Gegen Antisemitismus heißt: Stoppt BDS!

Bündnis gegen Antisemitismus Kassel

TIP – Thunder in Paradise

AG Antifa (Uni Halle)

Junges Forum DIG Kassel

Bündnis gegen Antisemitismus Kiel

und Einzelpersonen

Karl Pfeifer, Simon Wiesenthalpreisträger (Wien)

Malca Goldstein-Wolf (Köln)

Jonas Dörge (Kassel)

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Kein Platz für Antisemitismus auf der documenta?

Hätten sie lieber geschwiegen! Wie die documenta auszog um einen Brief zu schreiben – oder Künstler bleibt bei deinem Pinsel

Don‘t talk about BDS. Über die postmodernen Taschenspielertricks in den „Blank Spots“

Documenta fifteen: Antizionismus und Antisemitismus im lumbung