Vertriebene Überall – Im Nahen Osten wie in deutschen Landen

Deutsche Opferideologie und der Konformismus der Stolpersteinverleger

Die Stolpersteine verweisen, so die HNA auf ihrem Liveticker am 20.06.2015, beispielhaft auf das Schicksal von Flucht und Vertreibung in der Folge des zweiten Weltkriegs. Haben die Lokalreporter dieser Zeitung etwas nicht verstanden? Die Kompatibilität der Ideologie der Linksdeutschen mit der offiziösen deutschen Politik des Revisionismus erweist sich im politischen Werdegang des Stolpersteinmeisters Gunter Demnig und seiner regionalen Claqueure.

Gedenken am 20. Juni

Die Logik linksdeutscher Erinnerungskultur

Demnig, Sohn eines Nazioffiziers, ging den Weg der meisten Nachkommen deutscher Täter. Ausgehend von einer Haltung des Aufbegehrens in der Adoleszenz, die die Protagonisten der Kriegs- und Nachkriegsgeborenen zunächst anscheinend in Opposition zu ihren Eltern brachte, fand die Versöhnung mit der elterlichen Tätergeneration dadurch statt, dass im Krieg der USA gegen Vietnam das viel größere Verbrechen erkannt und der Ami als wiedergeborener Nazi zum Objekt einer in jugendlicher Ungestümtheit und moralischer Unbedingtheit vorgetragenen Anklage wurde. Demnigs erstes Kunstwerk war nicht etwa ein symbolischer Vatermord, also eine Aktion, die sich kritisch mit seinem Nazivater und den Angehörigen der deutschen Mördergeneration auseinandersetzte, sondern eine Anklage der USA.

Demnig ließ seinen ersten antiamerikanischen Gehversuchen künstlerischer Betätigung Huldigungen für das deutsche Opfer folgen. Das Klagelied für die, im britischen Bombenhagel zu Tode gekommenen, Kasseler Volksgenossen veredelte er ebenso zu einer sozialen Skulptur gegen Krieg und Gewalt und für die Unschuld des deutschen Volkes, wie den Opfertod des deutschen Volkskörpers im drohenden atomaren Höllenfeuer. Aktionen, die er bis heute für diskussionswürdig hält. Denn auch heute noch versuche der Ami dem Iran, die Demokratie mit Bomben nahe zu bringen, fabulierte er auf seinem Vortrag am 15. Juni 2015 in Kassel.

Nachdem nun also zunächst der verbrecherische Ami, der perfide Harris und die bösen Supermächte von ihm auf die Anklagebank gesetzt wurden, die Nazitäter zunehmend vergreist und verstorben waren und Weizsäcker die offizielle Wende deutscher Geschichtspolitik eingeläutet hatte, verlegte sich Demnig auf das künstlerische Geschäft mit der Erinnerung an die Opfer deutscher Mordpolitik. Doch, so durchsichtig die von Weizsäcker eingeleitete Wende in der Geschichtspolitik ist, so ist es deren Exekution durch Demnig und seiner lokalen Zuträger.

Zunächst tat er sich mit einer Aktion zur Deportation Kölner Sinti und Roma hervor, dann verlegte er sich in den Neunzigern auf das Stolpersteinlegen. Die Stolpersteine erinnern hauptsächlich, aber nicht nur, an vertriebene und ermordete Juden. Die Initiativen, die diese Aktion des Künstlers vor Ort unterstützen, setzten sich zu einem Teil aus den üblichen Verdächtigen zusammen, die, wenn sie nicht gerade an die toten Juden erinnern oder angesichts ein paar gesellschaftlich weitgehend isolierter Nazis, „Wehret den Anfängen!“ und „Nazis raus!“ skandieren, in Israel den Widergänger des Naziterrors und in den Palästinensern die Opfer der Nazis von heute, den Juden nämlich – oder im korrekten Sprachgebrauch den Zionisten – eben, erkennen. Seht her, wir bereuen ja, dass unsere Väter und Großväter die Juden umgebracht haben und legen dafür auch fleißig Steine um den beschädigten Ruf der Nation oder der jeweiligen Stadt aufzupolieren, aber um so mehr müssen wir es dem frechen Juden – ähm Zionisten – von heute zeigen: So aber nicht! Lernt gefälligst aus der Lektion, die unsere Väter und Großväter Euch erteilt haben!

Diese Melange aus linksdeutschem Revisionismus und als Antizionismus wiederkehrendem Antisemitismus führte dann in Kassel zur logischen Konsequenz, dem öffentlich vorgetragenen Wunsch nämlich, es mögen zukünftig auch Stolpersteine für die Judenmörder aus dem Gaza gelegt werden.

Durch nichts wird die Brücke zwischen der rechtsrevisionistischen Ideologie der Vertriebenenverbände und der linksdeutschen Exkulpation des deutschen Täterkollektivs deutlicher, als in der Liebe zu den Antisemiten, den zu ewigen Vertriebenen erklärten arabischen Bewohnern der Westbank und des Gazastreifens. So wie die Henleindeutschen und die anderen vertriebenen Volksgenossen sich als Opfer eines als ungerecht empfundenen Strafgerichts der Alliierten mit offizieller Unterstützung der Politik inszenieren, so präsentieren sich die Palästinenser mit internationaler Unterstützung als von den Juden verfolgte Unschuld aus dem heiligen Lande.

Die Henleindeutschen, die 1938 zum überwiegenden Teil maßgeblich dazu beitrugen, die letzte Demokratie östlich des Rheins zu zerstören und die dorthin geflüchteten Nazigegner und ebenso dorthin geflüchteten und seit Generationen dort lebenden Juden den Nazis und dem deutschen Volkszorn auszuliefern, sehen sich öffentlich bis heute als Opfer von Krieg und Gewalt und im stillen Kämmerlein als Opfer der Alliierten und den hinter diesen stehenden internationalen Judentum. Die Nachkommen derjenigen, die 1936 folgende-folgende vergeblich auf die Truppen des deutschen Führers warteten, um den seit Jahrtausenden in Palästina lebenden und dorthin zugewanderten Juden den Garaus zu machen, und dies mit vereinten Kräften, deutscher Militärberatung und britischem Kriegsgerät 1948 noch mal versuchen und scheiterten und dann angesichts der siegreichen Haganah ein paar Kilometer weiter flüchteten oder vertrieben wurden, sehen sich als Opfer jüdischer Rachsucht und Verschwörung und nicht als Täter, die die Juden ins Meer treiben wollten.

Die HNA hat die Nützlichkeit der Stolpersteinaktivisten erkannt. Von Anfang an sah sie großzügig darüber hinweg, dass die meisten der Initiatoren dieser Initiative dem sonst eher argwöhnisch betrachteten linken Spektrum der politischen Szenerie Kassels entstammen und registrierte, dass diese Initiative mehr für den Ruf dieser Stadt tat, als daran zu erinnern, dass in Kassel die Konstitution der Volksgemeinschaft so total war, dass Ideologen und Bürokraten der Nazis als „wahre Demokraten“ (Heinz Körner) zu den beliebtesten Nachkriegspolitikern in Kassel avancierten.

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