Israelhass – ein Bildungsangebot der GEW Hessen

Ein offener Brief des BgA-Kassel an die GEW Hessen*

Die „lea gemeinnützige bildungsgesellschaft mbH der GEW Hessen“ bietet folgende „Bildungsreise“ an: Studienreise nach Palästina / Israel unter Leitung von Fuad Hamdan. Das Seminar richtet sich an Lehrer/innen, Schulleitungsmitglieder, Erzieher/innen, Sozialpädagogen und für die im Weiterbildungsbereich pädagogisch tätigen Kollegen/innen, so das Anschreiben der Bildungsinstitution an die Gewerkschaftsmitglieder.

Wir haben einen offenen Brief an die GEW formuliert:

Sehr geehrte Damen und Herren,

in Ihrem Fortbildungsprogramm für Lehrer/innen, Schulleitungsmitglieder, Erzieher/innen, Sozialpädagogen und für die im Weiterbildungsbereich pädagogisch Tätigen bieten Sie u. a. eine Studienreise nach Israel / Palästina an. Geleitet wird diese Reise von Fuad Hamdan.

Ein kurzer Blick in das Internet zeigt, wie sich der Leiter, der von Ihnen angebotenen Reise positioniert.

In einer Phoenix-Runde am 17. März 2009 anlässlich der militärischen Auseinandersetzungen mit der Hamas „verteidigt Fuad Hamdan, … die Attacken der Hamas gegen Israel. Er fordert Verständnis für den radikalen Flügel und kritisiert die Parteilichkeit der deutschen Regierung im Gaza-Konflikt.“

Die Hamas ist eine terroristische Organisation, die nicht nur die israelische Zivilbevölkerung mit Raketenbeschuss und anderen Maßnahmen gezielt terrorisiert, sondern die auch die eigene Bevölkerung im Gaza einem islamistischen Terrorregime unterzieht.

In einem Artikel in der Süddeutschen Zeitung vom 19.10.2011 spricht sich Fuad Hamdan für eine „Einstaatenlösung“ und für das „Rückkehrrecht der palästinensischen Flüchtlinge in ihre Heimatorte“ aus.

Dieses Plädoyer ist eine verklausulierte Forderung nach der Liquidierung des jüdischen Staates. Das sogenannte Rückkehrrecht ist eine Forderung, die auf einen vererbbaren und politisch instrumentalisierten Flüchtlingsstatus beruht. Die Forderung beinhaltet, dass den 1948 aus Israel ausgewanderten, geflüchteten z.T. auch vertriebenen arabischen Einwohnern und ihren Nachkommen die Einwanderung nach Israel ermöglicht werden soll. Die Zahl dieser solchermaßen deklarierten Menschen beläuft sich auf 5 – 6 Millionen. Eine solche „Rückkehr“ würde das Ende des jüdischen Staates bedeuten. Diese Forderung der palästinensischen Seite ist maßgeblich dafür verantwortlich, dass bisher sämtliche Friedensverhandlungen zwischen Israel und den Palästinensern scheiterten.

In einem weiteren Artikel zur Staatsgründung Israels in derselben Zeitung vom 17.05.2010 äußert Hamdan sich folgendermaßen: „Für Europa war das Problem durch die Gründung eines jüdischen Staates gelöst beziehungsweise ausgelagert. Aber damit begannen für andere, für die Palästinenser, die Probleme. Die jüdische Staatsgründung markiert den Beginn der Nakba, der palästinensischen Katastrophe.“

Unverholen wird die Anwesenheit von Juden als Problem dargestellt, das mit dem Antisemitismus korrespondiere. Es werden also Juden dafür verantwortlich gemacht, dass es Antisemitismus gibt und es wird von Hamdan suggeriert, es müsse eine Lösung des „jüdischen Problems“ angestrebt werden. Das „Problem“, das für die arabischen Palästinenser existiere, wird u.a. als „Judaisierung palästinensischen Bodens“ dargestellt.

Die Folge des von arabischer Seite gegen Israel vorgetragenen Angriffskrieges im Jahre 1948, die Flucht aber auch Vertreibung vieler arabischer Palästinenser in Folge militärischer Auseinandersetzungen, wird als „ethnische Säuberung“ bezeichnet. Die Vertreibung von Juden aus Nordafrika und anderen arabischen Staaten wird geflissentlich verschwiegen. Die 1948 einige Kilometer weiter gezogenen und geflohenen arabischen Bewohner leben seit über 60 Jahren in verschiedenen arabischen Ländern. Von einer Verantwortung dieser Länder für das Schicksal dieser Bewohner ist bei Hamdan nirgends die Rede.

Im gleichen Artikel behauptet Hamdan, Israel sei „mit Abstand die stärkste und zugleich aggressivste Militärmacht in der Region. Der kleine David hat sich längst zu einem atomaren Monster entwickelt“ und „die israelische Politik erinnere ihn an das Apartheidsystem in Südafrika.“

Die Tatsache, dass die auf einem UN-Beschluss beruhende Gründung des israelischen Staates mit einem militärischen Angriff sämtlicher arabischer Nachbarstaaten beantwortet wurde und dass sich seitdem Israel in einem permanenten Kriegszustand befindet, wird geflissentlich ausgespart. Es ist eine historische Tatsache, dass Israel wiederholt Friedensangebote an seine arabischen Nachbarn gerichtet hat, die immer wieder auf Ablehnung gestoßen sind. Lediglich mit Ägypten und mit Jordanien kam es zu Friedensverträgen, die aufgrund der labilen politischen Situation in beiden Ländern jedoch fragil sind. Israel hat bis heute keinem einzigen Staat mit der Vernichtung gedroht. Die Absicht, die Juden aus Israel zu vertreiben und den Staat Israel zu liquidieren war und ist hingegen Bestandteil vieler maßgeblicher palästinensischer Gruppierungen und arabischer Staaten im Nahen Osten, sowie des Iran, der bekanntermaßen nach einer Atombombe strebt.

Arabische Israelis sind Staatsbürger Israels, der einzigen Demokratie im Nahen Osten. Sie sind gleichberechtigte Staatsbürger und besitzen – trotz der Problematik gesellschaftlicher Diskriminierung – weit umfassendere Rechte in Israel, als die Bürger in den umliegenden arabischen Nationen, selbst als die Palästinenser in den Gebieten der palästinensischen Autonomiebehörde.

Auch das „Eine-Welt-Haus“, das aus dem „Dritte Welt Zentrum“ hervorging und das in der Anzeige Ihrer Bildungsreise als Referenz dient und für das Hamdan bis heute eine Art Spiritus Rector darstellt, zeichnet sich dadurch aus, dass es durchweg antizionistische und israelfeindliche Propaganda betreibt. In einem offenen Brief vom 30.06.2013 verschiedener Münchner Gruppen an das „Eine-Welt-Haus“ heißt es:

„Wiederholt wurde bei Veranstaltungen zum Boykott israelischer Produkte aufgerufen … offensichtlicher Zweck ist es .. , den jüdischen Staat zu delegitimieren. … häufig war auf Veranstaltungen die Behauptung zu hören, jüdische Israelis würden den Holocaust heute ausnutzen, um ungestraft Unrecht zu begehen. Oder in Israel etwa begangenes Unrecht ähnle zum Teil dem Holocaust selbst.“

Allesamt hier aufgeführten Beispiele sind Ausdruck einer in Deutschland weit verbreiteten Haltung, durch die Israel delegimiert und dämonisiert wird, sowie mit doppelten Standards bemessen wird. Diese Kriterien gelten als Tatbestände, die die sogenannte „Israelkritik“ als antisemitisch ausweisen. Positionen eines Hamdan sind Wasser auf die Mühlen einer Haltung in Deutschland, die, wie verschiedene Umfragen immer wieder belegen, dazu führen, dass die Deutschen eine schlechte bis sehr schlechte Meinung von Israel haben.

Mit einer differenzierten Sicht auf die Geschichte und den Konflikt im Nahen Osten, die doch Kriterium einer Bildungsreise sein sollte, kann eine Bildungsreise unter Leitung von Hamdan nichts zu tun haben. Hamdan erweist sich als eine Person, die fern jeglicher historischer Kenntnisse, Israel in verleumderischer Art und Weise delegitimiert und diffamiert, die Terrormaßnahmen palästinensischer Organisationen billigt und letztendlich sogar für die Abschaffung des jüdischen Staates plädiert. Er kann mit Fug und Recht als typischer Vertreter eines israelbezogenen Antisemitismus bezeichnet werden.

Das Fortbildungsprogramm richtet sich an Multiplikatoren, deren Auftrag es ist, junge Menschen zu unterrichten und zu erziehen. Dieser Umstand trägt dazu bei, dass die Sichtweise des Leiters der Bildungsveranstaltung Eingang in das Weltbild junger Menschen finden wird. Sie tragen als Bildungsträger mit der Finanzierung solcher Fortbildungsprogramme dazu bei, dass sich das negative Meinungsbild über Israel fortsetzt und stabilisiert, dass der israelbezogene Antisemitismus in Deutschland befördert wird. Im Sommer 2014 hat dieses in Deutschland (und anderen Ländern) vorherrschende Meinungsbild mit dazu geführt, dass offene antisemitische Agitation bei Massenaufmärschen auf deutschen Strassen möglich war und dass es erneut zu einem besorgniserregenden Anstieg antisemitischer Übergriffe gekommen ist und dass diese Ereignisse mit Gleichgültigkeit quittiert worden sind.

Wir fordern Sie daher auf, das Angebot aus dem Bildungsprogramm herauszunehmen und jede Zusammenarbeit mit Fuad Hamdan zu beenden.

Kassel, 18.05.2015 – Bündnis gegen Antisemitismus Kassel; Prozionistische Linke Frankfurt

Der Brief als download: Offener Brief an die GEW

*Das Bildungsangebot ist auch 2016 im Angebot der GEW-Tochter lea.

4 Kommentare zu “Israelhass – ein Bildungsangebot der GEW Hessen

  1. Das BgA-Kassel will nicht für sich reklamieren, die Problematik des Antizionismus und Antisemitismus im Zusammenhang mit der „Bildungsgewerkschaft“ GEW exklusiv entdeckt zu haben. Diese Organisation ist notorisch. Wir möchten auf einen Aufsatz Eike Geisels aus dem Jahre 1993 hinweisen und auf den Beitrag Floris Biskamps bei Achgut aufgrund einer Bildungsveranstaltung der lea in 2010.
    http://www.trend.infopartisan.net/trd0302/t100302.html
    http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/auf_den_abi_gekommen/

  2. Diese fortgesetzte Zusammenarbeit der deutschen „Bildungsgewerkschaft“ mit Israelhassern und Antisemiten lässt auf einen hohen Grad an gemeinsamen Überzeugungen und Idealen in Bereichen der Verwaltungsebene schließen. Die aufgeführten Besuchsorte dieser „Bildungsreise“ werfen darüber hinaus ein grelles Licht auf die Organisatoren. Die entsprechenden Damen und Herren haben durch ihre nachhaltige Weigerung Abhilfe zu schaffen, bewiesen, dass sie auch im Nationalsozialistischen Lehrerbund (NSLB) nicht durch Unbotmäßigkeit aufgefallen wären.

  3. Pingback: Israel in deutschen Schulen | israelkompetenzkollektion

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