Falafel und Israelhass auf dem Frühlingsfest in Kassel

Am 15. Mai 1974 kam es in Israel zu einer Geiselnahme in einer Schule. Als Sicherheitskräfte versuchten, die rund 100 Schüler und Lehrer zu befreien, warfen die Geiselnehmer zwei Handgranaten auf die Schüler und beschossen sie anschließend mit ihren Maschinenpistolen. 22 Schüler wurden von den Geiselnehmern ermordet. Weitere 6 Erwachsene ermordeten sie, als sie sich den Weg in die Schule bahnten.1 Was hat dies lang zurück liegende Ereignis mit Kassel zu tun? Die Geiselnehmer waren palästinensische Terroristen der Gruppe Demokratische Front zur Befreiung Palästinas (DFLP)2 und deren ideologischer Background hat einen propagandistischen Nachhall auch in Kassel.

Auf dem jährlich vom Kulturzentrum Schlachthof ausgerichteten Frühlingsfest wurde der Palästinensischen Gemeinde – Kassel e.V. erneut die Möglichkeit geboten, einen Stand zu betreiben, an dem laut HNA vom 05.06.2023 sehr erfolgreich Falafel feilgeboten wurde.3 Auf der Homepage der Palästinensische Gemeinde – Kassel e.V. kann man lesen, dass sie am 27.10.2018 „die junge deutsch-palästinensische Künstlerin, Autorin und Politologin Faten El“ in das Café Buch-Oase eingeladen hatte.4 Faten El-Dabbas ist nicht nur Künstlerin und Autorin, sondern steht der DFLP nahe. Im Februar 2015 trat El-Dabbas bei einer Berliner Festveranstaltung zum 46. Jahrestag der Gründung der extremistischen DFLP auf. Auf der Veranstaltung wurden die „Märtyrer“, sprich Mörder und Terroristen, der DFLP mit einer Gedenkminute gewürdigt. El-Dabbas arbeitet für die JUMA, einem Verein, dem Verbindungen zur Muslim-Bruderschaft nachgesagt wurden. Auch hatte die „Künstlerin“ keine Probleme damit, für die Deutsche Jugend für Palästina (DJP) aufzutreten, einer Organisation, die dem Umfeld der Hamas zuzuordnen ist.5

Im Vorstand der Palästinensischen Gemeinde – Kassel e.V. sind Dana Al Najem und Ahmed Tubail vertreten. Tubail beteiligte sich am 15.05.2021 neben der ehemaligen „Chefin“ (HNA) der Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft Kassel, Brigitte Domes, an einer Kundgebung, auf der antisemitische Parolen verbreitet wurden, bei der Hamas-Anhänger zugegen waren und bei der es zu Bedrohungen gegenüber Mitgliedern der Jüdischen Gemeinde kam.6 In der HNA vertrat Tubail in einem Interview die These, dass die Parole „From the River to the Sea“ eine „gerechte Forderung nach Gleichheit, Freiheit und Gerechtigkeit“ sei.7 Die Parole steht für die Liquidierung des jüdischen Staates Israel. Tubail beschreibt ferner die antisemitische BDS-Bewegung8 als Ausdruck eines „friedlichen Protest im Sinne von Mahatma Gandhi“ und den Boykott „israelischer Produkte aus den Siedlungen“ als Selbstverständlichkeit.

Al Najem ist neben Jörg Ulloth Betreiberin des Café Buch-Oase, das seit Jahren insbesondere unter Beteiligung des Vereins Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft Kassel israelfeindliche Propaganda betreibt. Diese Gesellschaft gehört namentlich zu den Unterstützern der antisemitischen BDS-Bewegung. Zahllose Beispiele antiisraelischer Agitation sind in unserem Blog-Beitrag „Die Café Buch-Oase Connection“ aufgeführt.9 Die Palästinensische Gemeinde – Kassel e.V. firmiert unter der gleichen Adresse wie das Café Buch-Oase.

Auf dem Stand der Palästinensischen Gemeinde – Kassel e.V. des Frühlingsfestes wurde nicht nur Falafel verkauft, sondern auch ein Flugblatt verteilt, das eine Veranstaltung mit Fuad Hamdan im Café Buch-Oase bewirbt. Fuad Hamdan ist Leiter des Dritte Welt Zentrums im Eine-Welt-Haus in München, das Israelhass und BDS-Propaganda Raum gibt.10 Das Flugblatt, das uns vorliegt, ist überschrieben mit „Apartheid, Nakba, ethnische Säuberungen: Bittere Realität für Palästinenserinnen – kein Thema für die ‚werteorientierte deutsche Außenpolitik‘“. Der Begriff „Apartheid“ trägt nicht zum Verständnis des Konflikts Israels mit den Palästinensern bei, vielmehr dient er der einschlägigen Szene zur Diffamierung Israels. Auch Tubail führte in dem oben genannten Interview mit der HNA aus, dass Palästinenser in einem „Apartheid-Regime“ leben. Ebenso problematisch ist der Begriff „Nakba“ im Zusammenhang der Rezeption der Folgen des arabischen Angriffskrieges gegen Israel im Jahr 1948.11 Auch diese beworbene Veranstaltung wird von der Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft Kassel ausgerichtet. Dieses Jahr wurde ferner am 24.01.2023 der Autor Arn Strohmeyer eingeladen, im Café Buch-Oase über „Falsche Loyalitäten“ zu referieren. Strohmeyer sieht in Israel einen Staat, der geschickt im Hintergrund Einfluß nähme, um den Antisemitismus-Begriff zu instrumentalisieren damit die BDS-Bewegung („Die einzige Hoffnung der Palästinenser“) diskreditiert werden könne.12

Der Bundestagsbeschluss zur antisemitischen Boykottbewegung BDS forderte insbesondere die Kommunen und die Länder auf, den Propagandisten der BDS-Bewegung entschieden entgegenzutreten.13 Das Kulturzentrum Schlachthof wird zu nicht unerheblichen Teilen aus öffentlichen Mitteln der Kommune Kassel finanziert, das „Frühlingsfest“ aus Mitteln des Landes Hessen und des Bundes. Wenn der von fast allen Parteien im Bundestag getragene Beschluss zur BDS-Bewegung irgendeine Bedeutung haben soll, verbietet es sich auch aus diesem Grund antiisraelischen Agitatoren, wie die aus dem Verein Palästinensische Gemeinde – Kassel e.V., eine viel beachtete Plattform zu bieten.

Auf der Homepage des Kulturzentrums Schlachthofs ist zu lesen, „als soziokulturelles Herz Kassels verbindet das Kulturzentrum Schlachthof seit seiner Gründung im Jahr 1978 in seiner Arbeit Menschen aller Nationen und Kulturen. Wir verstehen uns […] als Gestalter von Integration und Teilhabe von Menschen unterschiedlicher sozialer und ethnischer Herkunft, als Ort, an dem Mitarbeiter*innen, Teilnehmer*innen und Bewohner*innen kulturelle Vielfalt und lebendiges Miteinander immer wieder neu gestalten.“

Wer für „kulturelle Vielfalt und lebendiges Miteinander“ wirbt, der sollte eine klare Haltung gegen die Feinde Israels einnehmen, für die eben dieser Verein steht, der auf dem Frühlingsfest erfolgreich Falafel verkaufen konnte. Ob das Team Schlachthof im Namen der kulturellen Vielfalt und eines lebendigen Miteinanders die Agitation der Berufspalästinenser gegen Israel als ihre angeborene Eigenschaft und nicht abzulegenden spezifisch kulturell erworbenen Habitus toleriert, oder erkennt, dass der Israelhass und Antizionismus entweder eine Form des Antisemitismus ist oder regelmäßig mit Antisemitismus einhergeht14, bleibt genauso abzuwarten, wie die Reaktion der politisch Verantwortlichen, die wir alle angeschrieben haben.

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Wir haben das Kulturzentrum Schachthof angeschrieben. Hier kann unser Brief nachgelesen werden.

Auch die Stadtverordneten, den Oberbürgermeister und Kulturdezernent in spe Sven Schoeller und das Hessische Ministerium für Kunst und Wissenschaft haben wir angeschrieben. Hier kann das Schreiben nachgelesen werden.

Verweise

1 Terror im Nahen Osten. So erlitten Israels Elitekämpfer ihre schwerste Niederlage, welt.de, 15.05.2021.

2 Die DFLP ist eine Abspaltung der linksextremistischen palästinensischen Terrorgruppe PFLP. Die DFLP wird in der EU und den USA nicht mehr als Terrorgruppe geführt, gehört aber einem Bündnis palästinensischer Gruppen an, die im Bunde mit der HAMAS bis heute an den regelmäßigen Raketenangriffen auf Israel beteiligt sind. Vgl.: Joe Truzman, Bewertung von Israels Operation „Schild und Pfeil“, mena-watch, 23.05.2023; Der militärischem Arm der DFLP, „die ‚National Resistance Brigades‘, leistet jedoch ein klares Bekenntnis zum Terrorismus. In einem 2016 veröffentlichten Video erklärt ein Sprecher der National Resistance Brigades, dass man einen neuen ‚Terror-Tunnel‘ errichtet habe, der in israelisches Staatsgebiet reichen soll.“, Florian Markl, Nächste palästinensische Terror-Feier in Berlin, mena-watch, 22.02.2017.

3 Bunte Power-Party der Kulturen. Internationales Frühlingsfest lockt Tausende in die Nordstadt, HNA, 05.06.2023. Auch 2019 bot das Kulturzentrum Schlachthof dem Verein die Möglichkeit sich zu präsentieren. Vgl.: Bündnis gegen Antisemitismus, Antisemitismus und Völkische auf Kassels Sommer- und Straßenfesten, Eintrag 17.06.2019.

4 Faten El in Kassel, Eintrag 4.11.2018, https://pg-kassel.de/blog/ .

5 Müller und das Wiesenthal-Zentrum: Hat Berlins SPD ein Antisemitismus-Problem?, Tagesspiegel, 08.09.2017.

6 From the River to the Sea – Der Mob formiert sich auch in Kassel, Bündnis gegen Antisemitismus, Eintrag 18.05.2021.

7 „Blick von außen lässt man nicht zu“. Interview – Der Palästinenser Ahmed Tubail über Israel-Kritik auf der doumenta, HNA; 02.07.2022.

8 BDS steht für „Boykott, Divestment und Sanctions“. Ausführlich über den antisemitischen Charakter und über deren Gründer, vgl. Alex Feuerherdt, Florian Markl, Die Israelboykottbewegung. Alter Hass in neuem Gewand, Leipzig 2020.

9 Bündnis gegen Antisemitismus Kassel, Die Café Buch-Oase Connection, Eintrag 08.09.2018.

10 Keinen Raum geben. Viele Städte wollen BDS-Veranstaltungen verhindern, Jüdische Allgemeine, 17.07.2017. Auch Fuad Hamdan selbst gehört zu denen, die seit Jahren von „ethnischen Säuberungen durch ‚jüdische Verbände‘ schwadronieren, von der ‚Entrechtung eines ganzen Volkes‘ und von den angeblichen Parallelen zwischen Israel ‚und dem Apartheidregime in Südafrika‘, das ‚nur durch Boykott der Weltgemeinschaft besiegt und beendet‘“ werden kann. Zit. n. Alex Feuerherdt, Allahu Nakba, Lizas Welt, 19.08.2008.

11 Gemäß eines aktuellen Gutachtens steht der Begriff „Nakba“für Auslassungen, Einseitigkeiten und Verzerrungen „zum Zweck, die Palästinenser*innen als bloße Opfer und die Zionist*innen als Täter darzustellen, die von langer Hand Vertreibungen geplant hätten.“ Sebastian Voigt, Gutachten zur Ausstellung „Nakba – Flucht und Vertreibung der Palästinenser 1948“, Institut für Zeitgeschichte, 06.06.2023.

12 Siehe: Arne Strohmeyer, „BDS ist die einzige Hoffnung der Palästinenser“. Anmerkungen zu einer Bewegung, die für Freiheit und Selbstbestimmung eines ganzen Volkes kämpft, arnstrohmeyer.de, 06.07.2021, (https://www.arnstrohmeyer.de/zeitgeschehen/israelpalaestina/der-nahost-konflikt-bds-und-der-antisemitismus)

13 Bundestag verurteilt Boykottaufrufe gegen Israel.

14 Über den Zusammenhang von Antizionismus und Antisemitismus gibt es mittlerweile eine ganze Reihe von Abhandlungen. Aktuell dazu Stephan Grigat: „In den meisten Spielarten des Antizionismus treten antisemitische Ressentiments heute als eine spezifische Form des Antisemitismus nach Auschwitz auf.“ Ausführlich: Kritik des Antisemitismus heute, Aachen 2022, S. 9ff.

Ein Kommentar zu “Falafel und Israelhass auf dem Frühlingsfest in Kassel

  1. Die Location Schlachthof ist eine gute, denn das abschlachten der Juden hat in Deutschland, Europa und anders wo Tradition. In sofern Ist der Ort genau der Richtige für Israel Hasser. Die PFLP ist mit Samidoun Bundesweit vertreten. Deren Poster hängen an vielen Orten in Berlin.

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